Reiseseiten von Leo und Rita

November 2015


01.11.2015
Unangenehme Überraschung am Morgen: Nach dem (auch zögerlichen) Starten des Motors leuchteten die Warnlampen am Amaturenbrett für den Dieselpartikelfilter und das Abgasbehandlungssystem (Adblue). Das Handbuch gab als einzigen Hinweis: Service aufsuchen. Der nächste Service war aber nun Albuquerque (über 400 km). Überdies war heute Sonntag so das wir auch keine telefonische Hilfe von der nächsten Werkstatt zu erwarten hatten.
Wir haben nun in den sauren Apfel gebisssen und sind bis Albuquerqeue gefahren. Immerhin hielt unser Fahrzeug durch, wenn auch nach der Hälfte der Strecke eine Warnlampe den Status von gelb auf rot wechselte.
Zum Übernachten sind wir wieder auf den Walmart gefahren wie am 27.10. und morgen wollen wir die Werkstatt aufsuchen.

Km 430 (30.595), N 35° 06' 43'', W 106° 41' 59''

02.11.2015
"Der Teufel ist ein Eichhörnchen" oder ein anderes Nagetier.
Aber der Reihe nach: Die Fuso Werkstatt in Albuquerque (Bruckner's, ein großes Unternehmen mit vielen Niederlassungen im Westen und einer namhaften Liste von vertretenen Marken) nahm uns nach 3 Stunden Wartezeit dran. Der Techniker las die Fehlerlogs aus und nach einer Stunde half ich ihm, unsere Fahrerkabine zu kippen (ist ein bißchen diffizil weil der Durchstieg zum Fahrerhaus zurückgeschoben werden muss). Auf den ersten Blick war ein durchtrenntes Kabel zu erkennen und der Techniker meinte es war ein "Squirrel", ein Eichhörnchen. Das Kabel war das "cam shaft sensor" Kabel, das Nockenwellen Sensor Kabel.
Das Kabel wurde geflickt und um 13:00 Uhr konnten wir vom Hof fahren. Wir waren bedient für heute und fuhren noch bis Socorro (Walmart) das auf dem Weg zu unserer ursprünglich geplanten Route liegt. Das "Eichhörnchen" hat uns 2,5 Tage "gekostet".

Km 131 (30.726), N 34° 03' 56'', W 106° 53' 27''

03.11.2015
Nach 200 km erreichten wir heute Alamogordo. Unser ursprünglicher Plan war ja vom Pecos River Valley (Artesia) nach Alamogordo zu fahren (Vorgestern). Aber das Eichhörnchen hatte ja was dagegen. Nun aber waren wir wieder auf der Route.
Auf der nahen Holloman Air Base ist auch die deutsche Luftwaffe (zu Ausbildungszwecken) und so fahren in Alamogordo die gelben "amerikanischen" Schulbusse mit der Aufschrift "Deutsche Schule Alamogordo" und "Y" Bundeswehrkennzeichen herum.
Aber das eigentliche Ziel war natürlich das "White Sands National Monument" das 20 km südwestlich von Alamogordo liegt. Man kann so 10 km in die fast schneeweißen Dünen hineinfahren. Tatsächlich werden nach heftigen Winden die "Straßen" mit Schneepflügen freigemacht.
Wenn nicht das herrliche Wetter (25 Grad) wäre, meinte man im Schnee zu sein. Es war wenig los um diese Jahreszeit und als wir den Alkali-Trail in Angriff nahmen (8km, 2 Std.), waren wir nach wenigen hunderten Metern in völliger Einsamkeit in den Dünen. Der Trail ist durch Stangen markiert sonst wäre man bald verloren in der Dünenlandschaft. Wir haben uns auch brav in das Trailbuch eingetragen, das nicht zurückgekehrte Wanderer feststellen soll.
Es war schon fast Sonnenuntergang als wir ein paar km zurückfuhren Richtung Alamogordo und nördlich abbogen zum Lake Holloman wo man frei stehen darf.

Km 262 (30.988), N 32° 48' 33'', W 106° 07' 20''


 White Sands Missile Range
04.11.2015
60 km südwestlich von Alamogordo liegt die White Sands Missile Range. Hier wurden fast alle amerikanischen militärischen Raketen entwickelt und erprobt. Wenn Testabschüsse sind, werden die Straßen nördlich des Geländes weiträumig gesperrt (Sicherheitsgründe). Allerdings soll es schon vorgekommen sein, das sich eine Rakete südlich davonmachte und in Mexiko aufschlug.
Vor der Besichtigung des Ausstellungsgeländes und des Museums mussten wir uns Besucherausweise ausstellen lassen, da beide innerhalb der Anlage sind.
Ein breiter Raum wird den erbeuteten V-2 Rakten eingeräumt, bildeten sie doch den Grundstock aller Raketenentwicklungen danach. Nicht umsonst hat Wernher von Braun auch die Saturn 5 (die Mondrakete) entworfen. Wenn man so will eine weiterentwickelte V-2.
Ohne jetzt militaristich zu sein ist die Ausstellung doch ein Stück Zeitgeschichte die wir großteils selbst erlebt haben. Man denke an die Pershing-Rakete (Menschenkette gegen die Nachrüstung 1983 Stuttgart -Ulm) oder die Patriot-Rakete (Bundeswehr in der Türkei).
Nach so viel Geschichte fuhren wir weiter, überquerten das Organ Gebirge und dann den Rio Grande bis wir El Paso, Texas, erreichten. Nach ein paar Einkäufen fuhren wir wieder über den Rio Grande und ein paar hundert Meter weiter auf den Parkplatz des Sunland Casinos, das nun wieder in New Mexico liegt.
Es wird nun schon um 17:00 Uhr dunkel seit am 1. November Zeitumstellung in New Mexico war. Morgen verlieren wir wieder eine Stunde wenn wir weiter nach Texas hineinfahren. Komischerweise ist die Zeitgrenze 170 km nach der Staatsgrenze, wenn man von El Paso kommt, das genau nach der Grenze liegt.

Km 70 (31.058), N 31° 48' 23'', W 106° 33' 44''


 Fort Davis
05.11.2015
Nach heftigem Verkehr in El Paso fuhren wir östlich Richtung San Antonio, bogen in Van Horn von der Interstate 10 Richtung Süden ab. Texas ist groß und so ging es durch endlose Halbwüsten bis Fort Davis. Fort Davis war von 1854 - 1891 in Betrieb und schütze die Straße von San Antonio nach El Paso. Eine wichtige Treckroute nach Kalifornien. So alle 150 Meilen war dort ein Fort (150 Meilen = mindesten 10 Tage). Interessant war das die meisten Soldaten die hier starben ihr Leben nicht im Kampf gegen hier ansässigen Apatschen verloren, sondern an Krankheiten und Unfällen.
Wir schauten uns die noch erhaltenen Gebäude an und brauchten in der weitläufigen Anlage eine gute Stunde.
Wir sind ja auf dem Weg zum Big Bend ("Großer Bogen" des Rio Grande) National Park. Aber ganz haben wir das heute nicht geschafft und sind nach Alpine auf einen Picknick-Platz an der Straße gefahren. Hier in Texas darf man dort auch übernachten.

Km 488 (31.546), N 30° 02' 39'', W 103° 34' 19''


 Big Bend National Park
06.11.2015
Bevor wir in den Big Bend National Park fuhren, bogen wir ein paar Meilen westlich ab zur Terlingua Ghosttown. Na ja, es ist eine fast Ghosttown. Nachdem sie um 1900 ihren Höhepunkt als Quecksilber Minenstadt hatte (2.000 Einwohner) sind heute noch einige Häuser bewohnt. In den Ruinen machen sich auch Fun-Anbieter (Quads, Mountain-Bikes, Rafting auf dem Rio Grande), Cafes, Shops und Kneipen breit. Trotzdem steht jede Menge altes Gerümpel herum und es macht Spaß hier herumzulaufen. Alles ist ein bißchen so Endzeitmäßig.
Auf dem Friedhof ist es wie in Mexico. Den Toten werden ihre Lieblingsspeisen zum Grab gebracht (Allerheiligen war ja erst vor ein paar Tagen). Allerdings sind hier jede Menge Bierflaschen an den Gräbern, sogar Doppelbock.
Der Big Bend National Park ist riesig. Wir fuhren zum westlichen Teil am Rio Grande 50 km. Auch hatten wir in Texas nicht solche Gebirge erwartet. Im westlichen Teil befindet sich der Santa Elena Canyon. Hier bricht sich der Rio Grande einen Weg durch die Mesa de Anguila. Ein Trail führt am nördlichen Ufer ein Stück in den Canyon hinein (1 km). Das südliche Ufer des Rio Grande ist bereits Mexico, die Provinz Chihuahua. Auch hier macht der Rio Grande nicht seinem Namen Ehre: er ist eher ein Flüßchen.
Das Wetter ist hier unten am Fluß sehr warm, es hat 27 Grad. Geographisch gesehen befinden wir uns nun auf der Höhe von Agadir oder Kairo. So um 15:00 Uhr waren wir am Cottonwood Campground (14 $) und konnten uns noch etwas in die Sonne legen.

Km 187 (31.733), N 29° 08' 13'', W 103° 31' 23''

07.11.2015
Das Wetter war heute nicht ganz so toll bei bedecktem Himmel und 18 Grad. Dazu wehte ein heftiger Wind. Aber geradezu ideal für die Hot Springs.
Wir fuhren dazu zum anderen Ende des Nationalparks am Rio Grande. Immerhin 90 km waren das. Nach dem "Quartiermachen" am Rio Grande Village Campground (14 $) machten wir uns zum Hot Spring Canyon Trail auf. Es ging ständig bergauf und bergab da der Rio Grande hier mal wieder in einem Canyon fließt. Für die 6 km (einfach) brauchten wir jeweils 1,5 Std. Nachdem uns keine Menschenseele begegnete, dachten wir schon das uns die Hot Springs alleine gehörten. Aber da man auch mit dem Auto von der anderen Seite hinfahren kann, waren schon ein paar Leute im Pool. Der Pool war wohl mal eine schöner angelegte Anlage, aber jetzt sind nur ein paar Mauern übrig die den Pool vom Rio Grande abtrennen. Es gibt auch nichts zum hinsitzen oder umziehen außer ein paar Schilfrohrstengeln als Sichtschutz beim umziehen.
Das 35 Grad warme Wasser war bei dem Wetter heute sehr angenehm. Wir plantschten eine Weile im Pool bevor wir uns auf den Rückweg machten.

Km 90 (31.823), N 29° 10' 48'', W 102° 57' 26''

08.11.2015
Auch heute war das Wetter nicht sonnig, aber gut geeignet zum Weiterfahren. Bis zur ersten Ortschaft außerhalb des Nationalparks (Marathon) waren es immerhin 130 km.
Hier im Grenzland zu Mexico sind Checkpoints der Border Patrol häufiger. Aber unsere Fahrtrichtung (Süden) war heute nur einmal dran und dann interessierte die Grenzer unser Fahrzeug mehr. Wir fuhren bis Del Rio um dort einzukaufen. Dann sind wir wieder 11 km zurückgefahren zur Lake Amistat Recreation Area - San Pedro Campground. Der Campground lag mal direkt am See, aber jetzt ist dieser gar nicht mehr zu sehen (von unserem Stellplatz). Ein Fee Station (Zahlstelle) haben wir nicht gesehen.
Normalerweise ist an solchen Campgrounds (State Parks, Recreation Areas und Nationalparks) eine Selbst-Registrierungsstelle. Man schaut was es kostet, füllt einen Umschlag mit einigen Daten aus (unterschiedlich je nach Campground - meist Autonummer, Name, Platznummer, Ankunftsdatum, Anzahl der Übernachtungen) und steckt den entsprechenden Betrag in den Umschlag und wirft den in eine Zahlbox. Ein Abreissabschnitt am Umschlag kommt an die Windschutzscheibe oder einen Pfosten am Platz. An manchen Plätzem gibt es auch einen Camp-Host, also Platzwart, der kassiert.

Km 406 (32.229), N 29° 28' 07'', W 100° 57' 15''

09.11.2015
Die einzige Unterbrechungen heute auf der Weiterfahrt nach Süden waren eine Kontrolle der Border Patrol und wir wurden von der Highway Patrol angehalten. Aber bei der Highway Patrol war es eher wieder Neugier: "I'd never seen a licence plate like this". Nach dem alle Fragen geklärt waren, er war zufällig aus Corpus Christi, unserem nächstem Ziel, schüttelten wir noch die Hände.
War Texas anfangs, von New Mexico kommend, noch Halbwüste und eine Kakteenorgie, so war es heute zwischen Del Rio und San Antonio (wir waren nur fast in San Antonio) überraschend grün. Ackerbau und Viehzucht ist hier gut möglich. Nach San Antonio wurde es wieder etwas trockener und hier waren dann auch die berühmten Ölfelder von Texas mit allen ihren Nebenerscheinungen: Gasfackeln, Bohrtürme und Förderanlagen.

Wir sind nun genau ein halbes Jahr on Tour. Nachfolgend ein paar statistische Zahlen:

km gesamt 32.633
km pro Tag durchschnittlich   179
Liter Diesel  5.093
Durchschnittspreis €/Liter    0,76
Gesamtpreis €   3.779
Durchschnittsverbrauch L/100 km   15,7

Kurz hinter der Stadtgrenze von Corpus Christi sind wir auf einen Walmart-Parkplatz gefahren.

Km 414 (32.643), N 27° 51' 12'', W 97° 37' 54''

Karte Texas Süd

10.11.2015
Es waren dann doch noch 80 km bis zu unserem Ziel Padre Island. Padre Island ist eine schmale Insel die sich 110 km entlang der Küste nach Süden von Corpus Christi bis Brownsville (an der mexikanischen Grenze) erstreckt. Ein großer Teil, nämlich 90 km, sind dabei unter der Verwaltung des Nationalpark Service und heißt dann Padre Island National Seashore. Es ist dann auch wieder ein Superlativ dabei: "The Longest Strech of Undeveloped Barrier Island in The World", so in etwa "Die längste naturbelassene (Küstenschutz-) Insel der Welt".
Das Beste aber ist die Möglichkeit, direkt am Strand zu campen. Man fährt in den Park (mit unserer Nationalpark- Jahreskarte kostenlos) und hat dann die Möglichkeit einen Campground gegen Gebühr aufzusuchen (nur Stellplätze mit Tisch und Bänken) oder man fährt noch ein Stück weiter, die Teerstrasse hört auf und man ist am Strand. Man kann dann theoretisch 70 km auf dem Sandstrand runterfahren (ab km 7 nur mit Allrad) und sich ein Plätzchen suchen. Wir sind vielleicht 1,5 km gefahren, dann waren keine anderen Camper mehr. Zum Golf von Mexico sind es 10 m.

Km 80 (32.723), N 27° 24' 09'', W 97° 18' 24''

11.11.2015 - 13.11.2015
Mittwoch: Bestes Wetter am Strand. Wir verbrachten den Tag mit eingen kleinen Aufräumarbeiten am Fahrzeug, mit einer Strandwanderung zum Vistor Center (4 km einfach) wo es WiFi gibt und natürlich in der Sonne liegen. Die Temperaturen waren so 28 Grad und es wehte ein leichte Brise. Trotz des einsamen Strandes sind wir gut bewacht durch die Border Patrol die regelmäßig patroulliert und auch mal zu einem Schwätzchen anhält.
Im Visitor Center haben wir uns auch noch nach der "Red Tide" erkundigt, der Algenblüte, vor der wir mehrfach gewarnt wurden und vor der auch ein Schild warnt. Uns war nicht klar wie die Algenblüte unsere Reifen schädigen kann. Also es ist so: Die Fische verenden durch das Algengift, werden an Land gespült und die Gräten können die Reifen durchstechen und die Füße beschädigen, rein theoretisch versteht sich. Selbst haben wir von der Algenblüte nichts wahrgenommen.
Donnerstag: Heute gabs Sturm, keine Sonne und 23 Grad.
Wir haben Ölwechsel am Diesel-Generator gemacht. Ich bin dann noch zum Visitor-Center gelaufen, Rita war es zu stürmisch.
Freitag: Wegen des heftigen Windes haben wir auf den Campground (Malaquite-Beach, 8 $) gewechselt, der in den Dünen windgeschützter liegt. Am Strand lagen heute viele an Land gespülte "Portugiesische Galeeren", eine Quallenart, deren Nesseln ziemliche Schmerzen verursachen können.

14.11.2015
Wetterbesserung (es war eigentlich nicht schlecht, nur der Wind etwas heftig) war nicht in Sicht und so fuhren wir wieder Richtung Westen um unseren Abstecher nach Texas zu beenden. Texas ist so groß, das wir aber auch Morgen Texas noch nicht verlassen werden.
Durch San Antonio (Foto) erreichten wir die Interstate 10, der wir nun für 1000 km folgen. In dem Städtchen Junction liesen wir es für heute gut sein und fuhren in den Schreiner City Park an einem kleinen Flüßchen. Hier darf man mit dem RV über Nacht stehen bleiben.

Km 450 (33.173), N 30° 29' 24'', W 99° 45' 36''

15.11.2015
Normalerweise planen wir unsere Tagesetappen so, das wir rechtzeitig vor der Dunkelheit ankommen und das Pensum 500 km nicht übersteigt. Heute jedoch, es war garstiges Wetter angesagt, haben wir eine größere Strecke in Angriff genommen. Wussten wir doch, das wir auf der Indian Cliffs Ranch (50 km vor El Paso) im Cattleman's Steakhouse ein Abendessen und einen Parkplatz für die Nacht vorfinden würden.
Aber der Reihe nach: Wir sind also, meist bei Regen, 625 km auf der Interstate 10 gegen Westen gefahren und haben nur einen Tankstop und eine Vesperpause gemacht. In Fabens, 50 km vor El Paso, sind wir zur Indian Cliffs Ranch abgebogen. Auf der Ranch befindet sich das Cattleman's Steakhouse, das als eines der Besten in Texas angesehen wird. Wir wollten Texas nicht verlassen, ohne ein texanisches Steak probiert zu haben. Texanische Rinder wissen nicht was ein Stall ist und haben jede Menge Auslauf. Also alles hat hervorragend geschmeckt (Rita hat gepasst und Shrimps gegessen) und nachdem das Restaurant um 21:00 Uhr geschloßen hatte war es bis auf das Geheule einiger Kojoten sehr ruhig. Die Ranch wurde erst in den 70er Jahren von einem Deutschen (Dieter Gerzymisch) geschaffen und das Ranchland war schon Filmset für zahlreiche Filme (z.B. The Day after Tommorrow, Lone Wolf McQuade mit Chuck Norris).
Morgen wollen wir auch noch die Ranch besichtigen.

Km 633 (33.806), N 31° 33' 44'', W 106° 03' 59''

16.11.2015
Morgens, das Wetter war wieder schön bei 18 Grad, holten wir den Rundgang auf der Ranch nach. Longhorn Rinder bekommt man auch in Texas nur noch selten zu sehen.
Nach El Paso gelangten wir wieder nach New Mexico. In Las Cruces folgten wir der Interstate 10 nun weiter nach Westen. Unser Ziel für heute war ein BLM Campground nach Lordsburg. Aber wir hatten die Rechnung ohne den Sandsturm gemacht, der uns wenige km nach Las Cruces frontal entgegen blies. Der war so heftig, das der Spritverbrauch sich verdoppelte (!!!). Tumbleweeds (diese rollenden Büsche) fetzten über die Straße und die Temperatur fiel auf 4 Grad.
In Deming am Walmart wollten wir uns eigentlich nur versorgen, aber angesichts der Witterung blieben wir am frühen Nachmittag einfach stehen. Bei heißem Kaffee und frischen Muffins sah die Welt gleich anders aus.

Km 208 (34.014), N 32° 16' 10'', W 107° 44' 52''

Karte Texas Nord

17.11.2015
Der Wind wehte heute nicht mehr so heftig wie gestern, acer es war ziemlich kalt geworden. Am Morgen 2 Grad. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir weiter nach Westen bis Tombstone, Arizona. Der Stampede RV Park (30,15 $) liegt in der Allen Street, an der in Tombstone sich alles abspbelt.
Zweimaltäglich findet im O.K. Corral der Gunfight statt. Hier erschoß Wyatt Earp, seine Brüder Virgil und Morgan und Doc Holliday am 26.10.1871 Bill Clanton und die Gebrüder McLaury. Es wird ein ziemliches Spektakel um diese 30 Sekunden gemacht.
Ansonsten präsentiert sich Tombstone als riesiger Souvenirladen.
In Big Nose Kate's Saloon waren wir noch ein Bier trinken. Big Nose nicht deshalb, weil Kate eine dicke Nase hatte, sondern weil Kate ihre Nase in alles steckte was sie nichts anging.
Auf den Friedhof haben wir verzichtet (wir waren vor 20 Jahren schon mal da). Hier stehen tolle Sprüche auf den Grabsteinen aus den Pioniertagen:
"Here lies George Johnson - hanged by mistake 1882 - He was right, we are wrong, but we strung him up, and now he's gone" (etwa: "Er hatte recht, wir lagen falsch, aber wir hängten ihn auf , an seinem Hals")
oder
"Here lies Lester Moore - Four slugs from a 44, no less, no more" (etwa: 4 Kugeln aus dem Gewehr, nicht weniger, nicht mehr")

Km 296 (34.310), N 31° 42' 51'', W 110° 04' 18''

18.11.2015
Saguaros sind diese riesigen Kandelaber-Kakteen mit den Seitenarmen, die wie Kleiderständer aussehen. Sie gedeihen in Mexico und hier im südlichen Arizona. Östlich und westlich von Tuscon gibt es die Saguaro National Parks (Ost und West). Im westlichen Teil sollen die prächtigeren Saguaros stehen.
Wir sind deshalb zum westlichen Saguaro National Park gefahren. Kurz vor dem National Park befindet sich des Arizona-Sonora Desert Museum. Museum ist eigentlich nicht der richtige Begriff für diese Anlage die Zoo, Botanischer Garten, Aquarium und geologische und paläantologische Ausstellung ist. Die Tiere und Pflanzen werden so präsentiert, das man den Eindruck hat, in der echten Natur zu sein. Zum Beispiel kann man einen "Felsen" wegklappen (einen Stein umdrehen) und sieht dann einen Skorpion (hinter Glas). Am meisten beeindruckt hat uns die große Anzahl an Kakteenarten. Manche kennt man von der Fensterbank daheim, aber hier gedeihen diese natürlich in anderer Größe.
Im Saguaro National Park stehen die Saguaros zu Tausenden. Wir sind den Mc Cain Loop gefahren, bevor wir den Park in nördlicher Richtung, wieder zur Interstate 10, verliessen.
30 km weiter im Picacho Peak State Park haben wir den Campground aufgesucht, der recht teuer war (25 $). Gut, er liegt schön zwischen Saguaros, hat Stromanschluß (für uns überflüssig wegen einer Nacht) und eine Ver- und Entsorgungsstation. Wie viele Campgrounds hier im Süden ist der Campground im Sommer (Mai bis August) wegen Hitze geschloßen.

Km 192 (34.502), N 32° 39' 18'', W 111° 25' 08''


 Quartzsite: Campground La Posa
19.11.2015
Unser heutiges Ziel, Quartzsite, 30 km vor Kalifornien, ist das Überwinterungsziel für alle kältegeplagten Nordstaatler und Kanadier, die hier mit ihren Wohnmobilen überwintern. Das fast immer sonnige und warme Klima macht Quartzsite zum absoluten Favoriten. Dazu trägt sicherlich auch die entsprechende Infrastruktur bei. Wir sprechen hier immerhin von einigen zehntausend Wohnmobilen.
Neben unzähligen privaten Campgrounds mit Full-Hookup (Strom, Wasser, Abwasser, TV) gibt es große Campgrounds vom BLM (Büro für Landmanagement - eine Bundesbehörde) die mit Langzeitangeboten aufwarten. Zum Beispiel der für mehr als 10.000 Wohnmobile ausgewiesene Platz La Posa. Hier kostet es die ganze Saison (15.09. - 15.04.) ganze 180 Dollar Parkgebühr. Dafür hat man ein Stück Wüste gepachtet und muss für den Rest selber sorgen.
Noch ist nicht Hauptsaison. Die beginnt zu Weihnachten und erreicht im Januar und Februar ihren Höhepunkt. Dann finden eine RV-Messe und verschiedene Edelstein Messen statt, die ein Millionenpublikum anlocken. In dem 3.500 Einwohner Städtchen ist dann der Bär los. Zur RV-Messe sollen 300.000 Leute gleichzeitig da sein.
Es gibt auch verschieden kostenlose BLM-Campgrounds auf denen man bis zu 14 Tage stehen darf. Auf einen von denen, Hi Jolly, sind wir gefahren. Sagenhafte Sonnenuntergänge (die Sonnenaufgänge verschlafen wir immer) sind hier alltäglich.

Km 320 (34.822), N 33° 42' 30'', W 114° 12' 33''

20.11. - 22.11.2015
Wir genossen die Sonne in Quartzsite.

23.11.2015
Heute ging es weiter nach Westen. Direkt an der Interstate 10 liegt, bereits in Kalifornien, der Joshua Tree National Park. Joshua Trees sind eine Yucca Art, die 13 m hoch werden können.
Aber zunächst waren wir im östlichen Teil des Parks, der Colorado Desert, in dem sich diese Joshua Trees eben nicht befinden. Morgen, im westlichen Teil, der Mojave Desert, hoffen wir diese zu sehen.
Vom südlichen Parkeingang fuhren wir 10 km bis zu den Cottonwood Springs. Hier begann der Lost Palms Oasis Trail, der sich 5,5 km (einfach) bergauf und bergab durch die Wüste zur "Oase" schlängelt. Gut, der Weg ist das Ziel, aber ein wenig waren wir schon von der "Oase" entäuscht, entpuppte sich doch diese als ein paar Fächerpalmen am Fuß eines Berges.
Kurz vor Sonnenuntergang waren wir wieder zurück und fuhren aus dem Park hinaus bis fast zur Interstate 10. Hier war nämlich BLM-Land und man durfte frei parken.

Km 175 (34.997), N 33° 40' 26'', W 115° 48' 07''


 Joshua Tree National Park
24.11.2015
"Wir fahren bis zum Hidden Valley Campground, belegen dort einen Übernachtungsplatz und fahren zum Trailhead des Lost Horse Mine Loop Trail um eine schöne Wanderung zu machen." So war unser Plan. Allerdings haben wir nicht damit gerechnet, das fast alle Campgrounds, auch der Hidden Valley, voll waren. Warum es hier so voll ist? Wir wissen es nicht , vermuten aber weil diese Woche (Donnerstag) Thanksgiving ist.
Es gibt im Zentrum des Joshua Tree NP sechs Campgrounds und so machten wir uns erst auf die Suche nach einem freien Plätzchen. Am Jumbo Rocks Campground wurden wir fündig (15 $) und so machten wir uns einige Zeit später als geplant (und einigen extra km mehr) auf zum Trailhead. Aber zuerst fuhren wir noch zum Key View, einem Aussichtspunkt der einen Blick weit ins Coachella Valley (hier verläuft die Interstate 10 nach Los Angeles) erlaubt. Im Dunst kann man Palm Springs erkennen, den Nobel-Rentner-Ort mit 100 Golfplätzen.
Dann starteten wir den Trail zur Lost Horse Mine (ein Cowboy, Johnny Lang, fand auf der Suche nach seinem entlaufenen Pferd die Goldmine). Die Mine war von ca. 1895 bis 1908 in Betrieb, dann war der Claim erschöpft. Der Loop Trail geht rund 10 km durch bergiges Wüstengelände. Wir brauchten 3 Stunden.

Km 132 (35.129), N 33° 59' 26'', W 116° 03' 36''

25.11.2015
Eine Autofahrt durch Los Angeles ist immer eine spannende Sache. 100 km 4-6-spurig in einer immensen Verkehrsdichte. Man kann es kaum fassen das es so viele Autos gibt.
Wir sind vom Joshua Tree National Park kommend durch Los Angeles bis zum nördlich davon liegenden Santa Clarita gefahren. Hier auf dem Walmart Parkplatz waren wir bereits am 19.10. schon mal.
Heute war es dort ganz schön voll, weil Morgen Thanksgiving ist und alle in Festtags-Vorbereitungen waren. Und dann kommt ja noch der Black Friday.
Aldi wirbt entlang der Autobahnen für Personal. Die wollen jetzt auch im Westen Fuß der USA Fuß fassen und laut Internet haben sie in Los Angeles schon 7 Läden.

Km 287 (35.416), N 34° 24' 51'', W 118° 30' 28''

26.11.2015
Thanksgiving. Da wir das als Fest so nicht kennen, sind wir da in was hineingeraten. Aber der Reihe nach:
Wir hatten uns das so vorgestellt, das wir an dem einzigen Strand in Kalifornien, an dem Camping auf dem Strand erlaubt ist, nämlich in Pismo Beach, heute Quartier beziehen. Das wären gute 200 km gewesen.
Schon in Santa Barbera konnten wir nicht mal parken, da überall Wohnmobil-Verbotsschilder waren. In den Orten am Highway 101 und 1 steht überall "Kein Übernachtparken für Wohnmobile". Das war uns egal, wir wollten ja nach Pismo Beach an den Strand.
Leider war es mal wieder so, das wegen Thanksgiving (das verlängerte Wochenden geht bis Sonntag) kein Platz mehr für uns am Strand war. Auch die in Kalifornien extrem teueren State Parks waren alle voll.
Wir sind dann bis zum Los Padres National Forest gefahren, wo es "Dispersed Camping" an einer Straße gibt (Nasciemento Road), die vom Pacific Coast Highway 1 (PCH#1) in die Berge abgeht. Da es inzwischen dunkel war (den Sonnenuntergang haben wir auf den Serpentinen des PCH#1 erlebt) war es nicht so einfach diese Straße zu finden. In der ersten Kehre waren schon ein paar kleinere Wohnmobile und wir stellten uns einfach dazu. Kurz darauf kam auch noch ein junges Pärchen aus der Schweiz dazu und wir konnten noch Erfahrungsaustasuch betreiben. Der Platz ist traumhaft: 150 m über dem Pazifik, 100 m über dem PCH#1, mit überragenden Ausblick.
Der PCH#1 gilt als eine der schönsten Küstenstraßen Nordamerikas.
Kleine Episode am Rande: Wir haben heute Elefanten und Zebra gesehen. Gut, die Elefanten waren See-Elefanten, aber die Zebras waren echt. Irgend ein Spinner läßt zwischen seinen Kühen auch eine Zebraherde grasen.

Km 408 (35.824), N 35° 59' 09'', W 121° 29' 32''


 Monterey: Fisherman's Wharf
27.11.2015
Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir das schönste Stück des PCH#1, Big Sur, erleben. In dem, natürlich auch vollen, Pfeiffer Big Sur State Park konnten wir wenigsten für 10 $ dumpen (entsorgen). Es war inzwischen später Vormittag und eine Blechlawine bewegte sich von Norden auf dem PCH#1. Wir fuhren bis Monterey und fanden dort, zentrumsnah (1,5 km), in dem städtischen Veterans Park Campground ein Plätzchen (30 $). Wir konnten es kaum glauben aber diese Plätze können nicht reserviert werden, haben auch keine Versorgung und man darf höchsten drei Tage bleiben.
Wir sind dann zur Fisherman's Wharf hinuntergelaufen und haben auch einen Abstecher zur Cannery Row gemacht. Wir wollen mal zwei Tage bleiben um den Thanksgiving Trubel auszusitzen.

Km 97 (35.921), N 36° 35' 57'', W 121° 54' 45''

28.11.2015
Auch heute: Spazierengehen an der Waterfront

29.11.2015
Wir fahren deshalb nach Norden, weil wir in Sebastopol (90 km nördl. von San Francisco) Freunde besuchen wollen. Dorthin haben wir uns auch ein paar Ersatzteile und Bücher schicken lassen.
San Francisco haben wir nicht besucht. Wohnmobilisten sind dort nicht so willkommen bzw. es ist zu teuer dort. Der der City am nächsten liegende Campingplatz kostet 80 $.
Die Golden Gate Bridge zu benutzten kostet jedoch, von Süden kommend, nichts (nur von Norden).
In Bodega Bay sind wir auf den Westside Regional Park Campground gefahren (35 $). Bodega Bay ist ein großer Fischereihafen und war der Drehort für einige bekannte Filme: Zum Beispiel "Die Vögel" (1963) und "Nebel des Grauens" (1980).

Km 280 (36.190), N 38° 19' 17'', W 123° 03' 19''

30.11.2015
Trotz des heute diesigen und kalten Wetters sind wir noch in Bodega Bay geblieben und erledigten ein bisschen Paperwork. Dann haben wir die Wintersachen entmottet und haben noch einen Spaziergang unternommen. Der Fischereihafen war wie ausgestorben und die Krabbenkäfige lagen alle auf dem Pier. Tausende.
Der Grund ist die Algenblüte der Kieselalgen der Gattung Pseudo-nitzschia die in diesem Jahr ein 10 - 20-fach größeres Ausmass hat wie in anderen Jahren. Diese sondern einen Stoff ab: Domoinsäure. Vergiftungen durch Domoinsäure können u. a. Übelkeit, Krämpfe, Durchfall, Kopfschmerz und Atembeschwerden verursachen.
Die Einstellung der Krabbenfischerei ist ein erheblicher wirtschaftlicher Negativfaktor für die Region.
Wahrscheinlich ist deshalb der Campground so teuer. Irgendwo muss das Geld ja herkommen.




Dezember 2015