Reiseseiten von Leo und Rita

Juni 2015


01.06.2015
Nach Sault Ste Marie war es nicht mehr weit und wir besichtigten die alten Schleusenanlagen auf der kanadischen Seite. Hier führt auch die International Bridge auf die US-Seite von Sault Ste Marie. Die Schleusen, die aktuellen großen Schleusen sind heute auf der US-Seite, überwinden die Stromschnellen zwischen dem Huron See und dem Oberen See (Lake Superior) und erlauben Ozeanriesen die Fahrt bis dahin. Die Strecke Richtung Norden entlang des Oberen Sees ist sehr schön und lässt langsam, da wenig besiedelt, ein Gefühl für die kommenden Abschnitte der einsamen Prärien aufkommen. In Wawa, dem indianischen Wort für "Wildgans", steht eine 9 m hohe Statue einer Kanada-Gans. Wir fuhren bis White River auf den Parkplatz der (geschlossenen) Tourist Information. Bilder siehe 02.06.2015.

Km 393 (3.857), N 48° 35' 32'', W 85° 16' 36 ''

02.06.2015
Nachdem wir gestern bei gefühlten 1.000 Elch-Warnschildern keinen Elch gesehen hatten, haben wir heute gleich zwei am Straßenrand gesehen.
Wie gestern fuhren wir auch heute den ganzen Tag am Lake Superior entlang und können dessen Größe nur erahnen.
Den Quimet Canyon können wir nicht anfahren weil seit neustem eine 5 Tonnen Beschränkung besteht.
Bei Thunder Bay befindet sich die Rekonstruktion des historischen Fort William. Das Fort ist ein "lebendes" Museum des Stützpunktes der North-West-Company im Jahre 1815. Die Mitarbeiter sind die "Bewohner" in der zeitgenössischen Kleidung und den damaligen Berufen und Werkzeugen. Den Pelzjägern diente das Fort als Treffpunkt, zentraler Umschlagplatz, Versorgungsstation und Winterquartier. Die Felle wurden im Frühjahr in Lastkanus nach Montreal verschifft. Waren kamen im Gegenzug in den Westen. "Küchenhilfe" Sally führte uns in einer Exklusivführung (Vorsaison, keine anderen Besucher) im Fort herum und erklärte uns die einzelen Gebäude und Berufe.
Am Abend fuhren wir in den nahen Ferns Edge Campground (Provincial Park) bei den Kakabeka Falls, den "Niagara-Fällen des Nordens". Wir werden Morgen sehen.

Km 403 (4.260), N 48° 24' 15'', W 89° 37' 47 ''

03.06.2015
Wir haben zwar die Niagara Fälle wegen des Rummels dort bewußt ausgelassen, aber die Kakabeka Falls sind nett, aber bei weitem nicht so mächtig.
Auf der Strecke nach Fort Frances passiert man als Höhepunkt die Arktische Wasserscheide. Es geht durch endlose Wälder mit vielen Seen. Die Seen sind nicht mehr besiedelt wie im südlichen Ontario, wenn man von den Bibern absieht. An der Tourist Information in Fort Frances haben wir WiFi empfangen und in Barwick, kurz nach der Abzweigung des Highway 11 Richtung Kenora parken wir auf einem gemeindeeigenen Campground. Ach ja, da war ja noch die Zeitzonengrenze kurz nach den Kakabeka Falls und wir haben jetzt "Central Time" (- 7 h zu MESZ).

Km 350 (4.207), N 48° 39' 03'', W 93° 59' 03 ''

04.06.2015
Es ging heute noch einige km durch Ontario, dem Kanada mit den Wäldern und Seen. Krass war der Wechsel in Manitoba. Schlagartig waren wir mitten in der Prärie mit endlosem Horizont in allen Richtungen. Hier wird fast nur Weizen angebaut. Kurz vor Winnipeg passierten wir den, gemessen an den Längengraden die Kanada begrenzen, den Mittelpunkt des Staates. Da wir nicht in Neufundland gestartet sind, haben wir weniger als die Hälfte davon tatsächlich zurückgelegt. In dem kleinen Ort Langruth, auf dem Wege zum Riding Mountain National Park, haben wir auf dem gemeindeeigenen Campground geparkt.

Km 528 (4.735), N 50° 23' 01'', W 98° 40' 30 ''

05.06.2015
Ausser dem flachen Manitoba gibt es noch den Riding Mountain National Park (die Hügelkette "reitet" auf der Prärie). Der Park war von der Landschaft ähnlich wie Ontario. Die Schotterstraße Nr. 19, die am Schönsten sei, war für uns wegen der Gewichtsbeschränkung nicht passierbar (Schild stand erst am Parktor). Also mussten wir 100 km Umweg zur Hauptstraße durch den Park fahren.
Aber es hat sich gelohnt. Eine Bärenmama mit drei (!) Jungen und eine Elchkuh mit zwei Jungen waren hautnah an der Straße.
Geparkt haben wir in Roblin an der kleinen (geschlossenen) Tourist Information.

Km 322 (5.057), N 51° 13' 43'', W 101° 21' 08 ''

06.06.2015
Saskatchewan beginnt wie Manitoba geendet hat. Endlose Prärien.
Saskatchewan liegt in der gleichen Zeitzone wie Manitoba (Central Time). Aber es beteiligt sich nicht an der Sommerzeit. Also wieder die Uhren eine Stunde zurückstellen. Ansonsten waren es stundeslanges Highwayfahren ohne das Lenkrad wirklich zu benutzen.
Das Wetter ist nun Klasse. 27° warm.
Geparkt haben wir heute am Walmart in Swift Current.

Km 494 (5.551), N 50° 18' 30'', W 107° 46' 38''

07.06.2015
Nach zwei Stunden Weiterfahrt erreichen wir Alberta. Alberta liegt in der Mountain Time Zone, aber da Sommerzeit ist und Saskatchewan sich daran nicht beteiligt, bleibt die Uhrzeit gleich.
Alberta ist die reichste kanadische Provinz. Die Ölsände sollen so gewaltige Mengen an Erdöl enthalten, wie alle Vorkommen an flüssigem Erdöl auf der Erde zusammen. Die umweltschädliche Gewinnung des Erdöls aus den Sänden ist ein anderes Kapitel.
Dann ist Alberta noch die sonnenreichste Provinz Kanadas. Zumindest für heute können wir das voll bestätigen. Wir fahren zum Campground im Dinosaur Provincial Park und machen eine kleine Wanderung durch die Badlands (Weltkulturerbe). Der Red Deer River hat hier 75 Millionen alte Gesteinschichten freigespült und die Paläantologen finden hier reichlich Dinosaurierknochen.
Obwohl schon 17:00 Uhr ist es in diesem Flusstal drückend heiß. Abendessen bereiten wir deshalb in der Außenküche.

Km 350 (5.901), N 50° 45' 46'', W 111° 30' 50''


08.06.2015
Weiter oben am Red Deer River liegt Drumheller. Hier steht die größte Dinosaurier-Nachbildung der Welt. (23m hoch-man beachte unser LKWle darunter im Vergleich dazu). Überhaupt sind im Stadtgebiet hunderte von kleinen und großen Dinosaurier verteilt.
Im naheliegenden Royal Tyrell Museum wird alles über die Dinosaurier und die Dinosaurier-Fundstelle Badlands erklärt.
Ein paar Kilometer weiter, nachdem wir den Red Deer River mit einer Fähre überquert haben, stellen wir uns auf den Lookout Orkney Point, hoch über dem Red Deer River Tal.
Das Thermometer stieg heute wie angekündigt auf 32°.

Km 203 (6.204), N 51° 32' 48'', W 112° 53' 51''

09.06.2015
Nach der Weiterfahrt Richtung Westen, an Calgary vorbei (naja, wir waren kurz am Walmart in einem Vorort zwecks Versorgung und Internet) haben wir nach zwei Stunden erstmals die Rockies gesehen. So wie ungefähr von Memmingen den Allgäuer Hauptkamm. Bis Banff zog sich die Strecke noch und wir fuhren dann im Banff National Park (Jahresticket für alle kanadischen Nationalparks = 136 CAD -95 €-) auf den Tunnel Mountain Village II Campground. In Banff gibt es rund 1.700 Campground Plätze, in der Saison sei aber ohne Reservierung nichts zu machen. Banff liegt rd 1.300 m hoch und die Temperaturen nach gestern waren angenehm: um die 22°. Morgen wollen wir mal die Grizzlies aufschrecken und eine kleine Wanderung machen.

Km 247 (6.451), N 51° 11' 17'', W 115° 32' 26''

10.06.2015
Der Hausberg von Banff (1.350 m) , der Mount Tunnel (heißt so, weil da mal ein Tunnel geplant war! - 1.700 m) ist ein zwei Stunden Trail. Den wollten wir machen. Zuerst aber mussten wir mit dem Shuttlebus hinunter nach Banff fahren. Sehr viele Fahrgäste waren Deutsche.
Nach dem Abstieg gönnten wir uns ein Craft Beer in der Gartenwirtschaft á la Banff: Dem Balkon im ersten Stock. Alkohol in der Öffentlichkeit ist verpönt. Das Bier war mit deutschem Hopfen gebraut und schmeckte hervorragend. Mit 7 $ (5 €) für ein Pint war es dem Ort entsprechend gar nicht mal zu teuer. Bilder siehe 09.06.2015

11.06.2015
Zum Johnston Canyon auf dem alten Highway 1 (Bow Valley Parkway) war es nicht weit. Wir bezogen den Campground und wanderten zum Canyon. Die ersten km ist es wie die Partnach Klamm (auch genau so viele Leute) , aber nach dem zweiten Wasserfall (Upper Falls) zu den Ink Pots ist es ruhiger. Es geht auf 1.630 m hoch durch den Wald. Viele Wanderer haben Bärenglöcken und Bären-Spray dabei. Insbesondere im Frühjahr ist das alles Grizzly und Schwarzbären Gebiet und wir wissen nicht recht wie damit umgehen. Auf jeden Fall wollen wir uns für künftige Wanderungen damit ausrüsten. Die Ranger, die am Beginn des Canyons eine Info aufgebaut haben, sind der gleichen Meinung.
Die Ink Pots (Tintenfässer) entpuppen sich als Mini-Blautöpfe (5 Stück), die ganz nett sind. Bilder siehe 12.06.2015.

Km 31 (6.482), N 51° 14' 30'', W 115° 50' 46''



12.06.2015
Wir fahren weiter nach Norden. Nachdem wir 4 Wochen unentwegt nach Westen gefahren sind, ist unsere neue Generalrichtung Norden.
Lake Louise und Umgebung ist einer der Hotspots im Banff NP. Leider hat das Wetter umgeschlagen und wir erlebten heute vom Graupelschauer bis zum Sonnenschein alles, allerdings bei Temperaturen unter 10 Grad.
Zuerst fuhren wir zum Lake Louise Village und erwarben unser Bärenset. Im Bereich des Lake Louise und Lake Moraine (s.u.) sind Wanderungen zum Teil nur in Gruppen ab 6 Personen erlaubt, wegen der Grizzlies. Beim Lake Morain hatten wir noch Glück. Wir fanden einen Parkplatz (das ist nicht selbstverständlich) und fanden gerade ein Wolkenloch. Unbeschreiblich schön liegt der See umkränzt von 3.000er Gipfeln.
Am Lake Louise fiel unsere Wanderung buchstäblich ins Wasser.
Aber auf dem nun folgenden Icefields Parkway folgt ja ein Highlight am anderen.
Nach dem Bow Lake und Bow Summit mit Lake Peyto sind wir nach Saskatchewan Crossing vom Icefields Parkway auf den Highway 11 abgebogen, der aus dem Banff NP herausführt zum Abraham Lake. Eine der schönsten Autorouten in Alberta. Nach dem Abraham Lake haben wir gewendet und uns einen spektakulären Parkplatz für die Nacht am Saskatchewan River ausgesucht. Es ist eine Public Recreation Area und die Rangerinnen die wir zufällig getroffen haben meinten das das Übernachten dort völlig in Ordnung geht.

Km 211 (6.693), N 52° 05' 30'', W 116° 25' 24''



13.06.2015
Wir fuhren zurück in den Banff NP und dann weiter Richtung Jasper NP auf dem Icefields Parkway. Beim Aufstieg zum Sunwapta Passe machten wir noch einen kurzen Abtstecher (15 min. zu Fuss) zu den Panther Falls.
Angesichts des Dauerregens und der tiefhängenden Wolken waren alle Aktivitäten eingeschränkt. Nach dem Sunwapta Pass (2.025 m) hätte man noch den Athabasca Glacier besichtigen können, aber wir beliessen es bei einem Foto.
Die Athabasca Falls sind eine "muss" am Icefield Parkway, sind aber eher unspektakulär.
Jasper selbst, vielleicht lag es am schlechten Wetter, ist im Vergleich zu Banff bei weitem nicht so attraktiv. Wir und dutzendweise andere RV's (Wohnmobile) checkten am Whistler Campground ein. Wegen des hohen Andrangs (Wochenende) wurden wir am kurzerhand aufgemachten Wapiti Campgrund (1 km südlich) untergebracht.
Hier in den Natiopnalparks Banff und Jasper wimmelt es von Miet-Wohnmobilen. Gefühlt dreiviertel davon sind in deutscher Hand.
Morgen soll das Wetter besser werden. Bilder siehe 14.06.2015

Km 190 (6.883), N 52° 50' 25'', W 118°03' 44''



14.06.2015
Morgens stolzierte erstmals ein Mule Deer (Maultier-Hirsch) durch den Campground. Wir fuhren dann nach Jasper zum Waschsalon (und Internet Hotspot 3$/h).
Der Maligne Canyon ist auch ein "muss" in Jasper und war dementsprechen besucht. Im Winter kann man durch den zugefrorenen Canyon Grund wandern, der an einigen Stellen nur meterbreit ist.
Um die Mittagszeit verließen wir den Jasper NP Richtung Edmonton und bogen in Hinton auf den Highway 40 nach Norden ab, dem "Scenic Highway to Alaska" (noch mehr als 2.000 km wenn man direkt fährt). Das Wetter wurde bis zum Abend nicht besser und wir fuhren durch Graupelschauer und Starkregen. Der Highway 40 bewegte sich zwischen 1.000 und 1.400 Höhenmeter parallel zu den Rockies nordwestlich bis Grand Cache, dann nordwärts Richtung Grand Prairie.
Auf einer der ca. alle 50 km befindlichen Provincial Recreation Areas haben wir für die Nacht geparkt (kostenlos).

Km 307 (7.190), N 54° 25' 35'', W 118°33' 01''

15.06.2015
Durch die Wälder im Norden Alberta ging es heute weiter nach Grand Prairie. Dort links ab Richtung Alaska. Nach passieren der Grenze zu British Columbia (neue Zeitzone: Pacific Time -1h) erreichten wir bald Dawson Creek, dessen größte Sehenswürdigkeit der Milepost 0 des Alaska Highway ist. Der Alaska Highway wurde im 2. Weltkrieg wegen des drohenden Invasion der Japaner nach Alaska (es gab keine Landverbindung Kernland USA nach Alaska) von 1942 - 1943 "aus dem Boden gestampft". Alle paar Meilen sind historische Landmarken. Inzwischen wurde der Alaska Highway an vielen Stellen abgekürzt oder anderst geführt. Der Kiskatinaw Provincial Park, auf dem wir parkten, liegt an einem solchen Loop der alten Strecke. Das besondere ist die alte Holzbrücke, die in einem 90 Grad Bogen den Kiskatinaw River überquert. Sie ist ein Teil des orginalen Alaska Highway. Die wenigen Bilder siehe 16.06.2015

Km 250 (7.440), N 55° 57' 44'', W 120° 33' 33''

16.06.2015
Am Morgen fuhren wir dann über die Kiskatinaw Bridge bevor es weiter nach Norden ging. Wegen des schlechten Wetters, es regnete den ganzen Tag, fuhren wir weiter wie ursprünglich geplant und waren am Abend in Fort Nelson. Hier parkten wir hinter der Esso-Tankstelle am Orteingang. Was besseres war auf die Schnelle nicht zu finden. Wir sind schon ziemlich im Norden und jetzt kurz vor der Sommersonnenwende wird es nur kurz dunkel (so von 23:30 bis 4:30).

Km 408 (7.848), N 58° 48' 01'', W 122° 40' 15''

17.06.2015
Nach der Abfahrt in Fort Nelson kann man in der Ferne die Rockies erkennen. Die heutige Strecke soll vom Wildlife her sehr interessant sein. Uns erwarten laut "Milepost" (siehe unten) Bären, Bison, Karibou, Steinschafe und Deers. Auch die Schilder am Straßenrand "warnen".
Aber es war nichts zu sehen und wir erfreuten uns der immer schöner werdenenden Landschaft.
Erst kurz vor unserem Ziel, den Liard Hot Springs, noch im Muncho Lake Park, war ein Stone Sheep mit abgebrochenem Horn zu sehen und dann standen doch tatsächlich zwei Bisons am Straßenrand und ästen.
Die Hot Springs sind eine sehr schöne Anlage und der Campground ist abends immer voll belegt. Aber wir waren frühzeitig, um 15:00 Uhr, da und bekamen ein Sonnenplätzchen.
Der "Pool" liegt mitten eingebettet in ein Biotop und das Wasser ist leicht schweflig und sehr heiß. Aber man gewöhnt sich daran und dem Vergnügen steht dann nichts mehr im Wege.
Milepost
In Dawson Creek haben wir uns den "Milepost" zugelegt. Das ist die Reisebibel für Alaska und Nord-Kanada. Jeder km wird erklärt. Da steht zum Beispiel beim Alaska Highway:
"DC 382.6 (613,4 km) ...Distance marker northbound shows Toad River 35 km, Watson Lake 365 km ..."
Das heißt bei Meile 382,6 (gemessen von DC = Dawson Creek) steht der Wegweiser, der oben bei den Fotos von heute abgebildet ist. Aber auch wichtigere Informationen über Straßenzustände, Interessante Objekte in der Umgebung oder auch nur "warum heißt der Fluss so" stehen darin. Ingesamt sehr informativ.

Km 293 (8.141), N 59° 25' 40'', W 126° 06' 23''

18.06.2015
Heute haben wir unsere "Thermalkur" fortgesetzt. Dazwischen musste nochmal unser Boiler-Elektroeinsatz repariert bzw. der Heizstab ausgetauscht werden (hatten wir aus Deutschland bereits mitgebracht). Wenn wir wieder an Landstrom hängen, können wir das Ergebnis überprüfen. (Nachtrag vom 23.08.2015: Funktioniert bis jetzt einwandfrei)


19.06.2015
Heute ging es los mit Bären und Bisons (seihe Bilder).
In Watson Lake hatten wir eine wichtige Mission zu erfüllen: Der Watson Lake Sign Post Forest ist ein Schilderwald mit inzwischen mehr als 80.000 (laut Visitor Information - wir haben nicht gezählt) Schildern aus aller Welt. Unsere mitgebrachten Schilder konnten wir problemlos montieren.
Watson Lake liegt bereits in Yukon und dort gibt es staatliche Campgrounds mit Selbstregistrierung (Geld in Briefumschlag und einwerfen) zu 12 $ die Nacht. Dabei ist Campfire Holz inbegriffen. 65 km nach Watson Lake fuhren wir geradewegs auf den Big Creek Campground am Alaska Higway km 1.042.

Km 260 (8.401), N 60° 09' 33'', W 129° 42' 19''

20.06.2015
Durch endlose Wälder und Berge ging es weiter nach Nordwesten, entschädigt durch grandiose Landschaften. Heute machten wir einen Abstecher vom Alaska Highway nach Süden, nach Atlin, über die Stichstraße Atlin Road (100 km, davon ein ziemliches Stück Schotter). Atlin erlebte seine Blüte im Goldrausch 1898/99 und hatte damals 10.000 Einwohner (heute 400). Es hat somit den Charm einer Geisterstadt und liegt in einer atemberaubenden Gebirgslandschaft am See. Wir beziehen Quartier bei Norseman Adventures an einem verfallenen Pier (aus der Goldgräber Zeit ?) direkt am Atlin Lake (20 $).
Es war übrigens ein deutscher Immigrant namens Fritz Miller der Gold im nahen Pine Creek fand. Maschinell mit Baggern wird immer noch Gold gefördert und die Bedienung im Atlin Mountain Inn, wo wir den Samstagabend verbrachten (mit zwei deutschen Urlaubern und tschechischem Bier), erzählte: Sie arbeitet 4 Tage die Woche im Inn, drei Tage schürft sie Gold und verdiene damit mehr als im Job als Bedienung. Krass ist ihre Lebensweise. Sie lebt mit Mann und drei Hunden in einem Einraum-Blockhaus im Wald (25 km von Atlin). Fließend Wasser im Bach hinter der Hütte und keine Elektrizität. Bilder siehe 19.06.

Km 372 (8.773), N 59° 34' 11'', W 133° 42' 15''

21.06.2015
Heute am Sonntag haben wir einen Ruhetag eingelegt. Ein bischen spazierengehen und den Booten und Wasserflugzeugen zuschauen.


22.06.2015
Von Atlin aus führt die Surprise Lake Road nach Osten. Hier liegen der Friedhof, die Entsorgung und dort verläuft auch der Pine Creek, die Goldader von damals und heute. Am Surprise Lake kehrten wir um und suchten den öffentlichen Claim in der Wildnis, fanden ihn aber nicht. So verließen wir Atlin (arm wie vorher) nach Norden und fuhren über die Toglish Road und den Klondike Highway bis kurz vor Whitehorse auf den Wolf Creek Campground.

Km 222 (8.995), N 60° 36' 35'', W 134° 56' 10''

23.06.2015
Nach Whitehorse waren es nur ein paar km. Nachdem wir ein paar Dinge erledigt hatten (Fahrzeug waschen, E-Book Reader, Lebensmittel und anderes kaufen) besichtigten wie die S.S. Klondike, die bis 1955 auf dem Yukon fuhr und die 550 km (Straßenkilometer) zwischen Dawson City (flußabwärts) und Whitehorse regelmäßig im Sommer abfuhr. Es gab damals keine Straße und der Fluß war die einzige Verbindung. Gut auf den Bildern zu sehen ist die flache Bauweise des Schiffes (nur 1 m Tiefgang). Wegen der ständig sich änderden Sandbänke war ein auflaufen leicht möglich. Da hatte die Crew zwei Möglichkeiten: Rückwärtsgang oder mit einer Seilwinde sich rausziehen.
Enorm war der Holzverbrauch des 80 m langen Schiffes: Zwischen Dawson City und Whitehorse (stromaufwärts) waren 380 Kubikmeter Holzstämme erforderlich. Dazu waren alle 80 km Depots notwendig, bei denen sich die Crew bedienen konnte. Noch heute sieht man die Kahlschläge entlang des Yukon auf dem Klondike Highway. In der kurzen Sommerzeit mussten die Sternwheeler (Raddampfer) alle Ortschaften für den Winter versorgen.
Der Yukon ist nicht wie vielleicht unser Rhein ein schiffbar gemachter Strom, sondern ein wildes Gewässer mt Stromschnellen (siehe 24.06. Five Finger Rapids). Die Five Finger Rapids waren nur auf dem östlichen Kanal befahrbar und stromauf nur mit Windenunterstützung. In der Hochzeit des Goldrausch fuhren 70 Sternwheeler gleichzeitig auf dem Yukon.
In der Yukon Brewery machten wir eine Führung mit. Nicht vergleichbar mit einer deutschen Brauerei. Alles läuft viel legerer ab. Aus einem Lautsprecher kam Rockmusik für die Belegschaft. Bei der Probe bekam man ein Schnapsgläschen von jeder Sorte und ein Bier, das Chilkoot Lager ist sogar "pure & natural", also ohne Chemikalien. Da haben wir uns mit einigen Fläschchen eingedeckt. Ist ganz lecker nach "Budweiser". Übernachtet haben wir am Walmart in Whitehorse in Gesellschaft von vielleicht 35 andern Wohnmobilen.

km 42 (9.037), N 60° 43' 58'', W° 135 04' 08''

24.06.2015
10 km nach Whitehorse zweigt der Klondike Highway North Richtung Dawson City ab. Eigentlich ist der Highway durchgehend asphaltiert, aber weite Strecken waren nasse Schotterpiste, die unser gestern gewaschenes Fahrzeug sofort wieder voll Dreck machte.
Wir passierten die Five Finger Rapids und außer dem extrem dunstigen Wetter (wie Nebel) war nicht viel los. Später erzählte uns ein ausgewanderter Nürtinger im feinsten schwäbisch das er bei der Waldbrandbekämpfung im Einsatz sei und gerade Flugbenzin für die Löschhubschrauber transportiere. Auf unsere Frage wo es denn brennt sagte er: "Überall". Allerdings haben wir außer dem "Nebel" nichts mitbekommen.
Wir fuhren auf den Moose Creek Campground (ca. 160 km vor Dawson City). Bilder siehe 23.06.2015.

Km 375 (9.442), N 63° 30' 34'', W 137° 02' 05''

25.06.2015
Die restlichen 120 Kilometer bis zum Abzweig des Dempster Highway waren recht eintönig. Spannend war die letzte Tankstelle vor dem Dempster Highway. Eine unbemannte Tankstelle, deren Bedienung so kompliziert ist, das sogar ein Kanadier scheiterte. Zwei Schweizerinnen, die gerade vom Dempster Highway kamen, und wir schafften es dann mit vereinten Kräften:
Nach einstecken der Kreditkarte muss man am Bildschirm eine Art Lehrgang für die Tankstelle machen, um einen PIN-Code auszudrucken, der für die weiter Tankprozedur notwendig ist. Der "Lehrgang" umfasste Punkte wie "Wo ist der nächste Feuerlöscher", "Was mache ich wenn ich Treibstoff verschütte" usw. Nach dieser Prozedur startet die eigentliche Betankung, wobei die Reihenfolge am Bedienterminal und der Zapfsäule peinlich genau einzuhalten ist. Das Bedienterminal ist jedoch 30 m von der Zapfsäule weg. Egal, wir haben es geschafft und vollgetankt. Das ist deshalb wichtig, weil die erste Tankstelle am Dempster Higway nach 370 km kommt. Falls die gerade defekt ist oder keinen Treibstoff mehr hat, ist die übernächste in 550 km. Der 1.480 km (hin und zurück) lange Dempster Highway ist die "Last Frontier", die "letzte Herausforderung", im hohen Norden und überschreitet den Polarkreis. Die Straße ist auf der ganzen Strecke geschottert in unterschiedlicher Qualität. Wir werden sehen.
Um 16:00 Uhr (bei km 100) fuhren wir auf ein Schotterstück 50 m vom Highway. Ein heftiges Gewitter machte die Weiterfahrt im nunmehr schlammigen Highway nicht so angenehm. Bilder siehe 26.06.2015

Km 209 (9.651), N 64° 43' 03'', W 138° 22' 54''

26.06.2015
Schlaglöcher, Wellblechpiste, Staub und Schlamm ließen uns nur langsam vorankommen. Letztlich haben wir für die heutigen 364 km 8 Stunden gebraucht (45 km/h im Schnitt - Unser Tacho zeigte nur 342 km an - wir haben also auf dem Kilometerzähler immer 6 % weniger). Bei km 370 in Eagle Plains kam die erste Tankstelle und wir haben nochmal 59 l nachgefüllt. (0,30 $/l mehr als gestern). Beim Wetter wechselten sich Sonnenschein mit 20 ° und Regenschauer ab. Bei km 405 passierten wir den nördlichen Polarkreis.
Um 19:00 Uhr (bei km 464) fuhren wir auf einen Turn out kurz vor der Provinzgrenze zu den Northwest Territories.

Km 342 (9.993), N 67° 02' 19'', W 136° 12' 43''

27.06.2015
Es gab mehrere Gründe, warum wir heute nicht weiter Richtung Inuvik, zum Nordende des Dempster Highway, weiterfuhren:
  • Die Sicht heute morgen war miserabel
  • Die restlichen 270 km bis Inuvik sollen lanschaftlich nicht so toll sein (hätten wir dann aber eh nicht gesehen)
  • Fast 1.000 km Dempster Highway waren uns eigentlich genug (Rückweg mitgerechnet)
  • Von den "versprochenen" Grizzlies, Elchen und Karibous war nichts zu sehen gewesen
  • Bei mir machte sich ein Weisheitszahn immer unangenehmer bemerkbar (der nächste Zahnarzt ist von hier über 1.000 km entfernt)
Wir fuhren also bei sehr diesigem Wetter Richtung Süden, an Eagle Plains (km 370) vorbei, auf trockener staubiger Piste. Bei km 300 fuhren wir in ein Regengebiet und die Piste verwandelte sich in eine schlüpfrige, schlammige Angelegenheit. Auch das Einschalten des Allrads erhöhte nicht unser Sicherheitsgefühl im erforderlichen Maße.
Bei km 296 fuhren wir deshalb auf einen Turn out (da stand schon ein Motorrad und ein anderes Wohnmobil folgte sogleich). Wir wollten dann Mittag machen und später weiterfahren. Aber der Regen hörte nicht auf und wurde sogar heftiger. Eine Weiterfahrt war nicht mehr möglich.

Km 168 (10.161), N 65° 54' 50'', W 137° 31' 10''

28.06.2015 (Sonntag)
In der zweiten Nachthälfte (bildlich gesprochen, denn richtig Nacht war es ja gar nicht) hörte der Regen auf. Wir konnten also weiterfahren, aber die ersten 20 km waren noch sehr glitschig. Dann aber wurde es besser und wir konnten problemlos bis Dawson City durchfahren.
Hier war erst mal grobes Abspritzen notwendig. Die vom Kalziumchlorid (wird auf den Dempster Highway zur Festigung des Schotters gespritzt) festgebackenen Schlammschichten lassen sich erst durch mehrmaliges Hochdruckreingen einigermaßen lösen. Wie gesagt, es war nur eine grobe Reinigung. Im Hospital haben wir uns nach einem "Dentist" erkundigt (wir wußten bereits, das es einen niedergelassenen Zahnarzt in Dawson City nicht gibt, sondern erst wieder in Whitehorse, also über 500 km weiter zurück). Aber wir erfuhren das es einen Zahnarzt gibt, der regelmäßig jeden Monat zwei Tage da ist und (welch wunderbare Fügung) zwar am 29. und 30. Juni. Wir sollten über E-Mail einen Termin machen.
Wir fuhren also zum zum Dawson City RV Park (der direkt in der City liegende RV-Park war voll), der 2 km außerhalb liegt. Per E-mail bat ich um 18:00 Uhr um ein Appointment für Montag oder Dienstag. Kurze Zeit später mailte Dr. Wiesniewski zurück:
   I happen to be in the office right now.
   I have patients, but may be able to see you late (approx 8pm).
   Do you have a phone? otherwise email will work fine.

Kurz vor 20:00 Uhr standen wir also am Sonntagabend vor der temporären Praxis von Dr. Wiesniewski in Downtown Dawson City. Um 20:45 verließ ich mit einem gezogenen Weisheitszahn und 200 $ weniger seine Praxis.

Km 314 (10.475), N 64° 02' 28'', W 139° 24' 21''

29.06.2015
Heute war weiter Fahrzeug-Reinigung angesagt. Gegen später gingen wir nach Dawson City um ein bischen Sightseeing zu machen. Wir landeten schließlich im Downtown Hotel. Sehr schöne Bar und ein fetziger Klavierspieler. Bilder siehe 28.06.2015

30.06.2015
Siehe 29.06.2015, aber ohne Sightseeing.





Juli 2015