2017
Reiseseiten von Leo und Rita

Dezember 2017


01.12.2017, Cua Lo, Vietnam
Trotz der relativ langen Strecke heute haben wir sogar noch einen längeren Fahrweg über eine Teilstrecke des legendären Ho Chi Minh Pfades gewählt. Dies deshalb, weil er durch eine schöne Berglandschaft im Hinterland der Küste führt und nicht so dicht befahren ist.
Der Ho Chi Minh Pfad war ja ein Straßen und Pfadsystem von Nord- nach Südvietnam, auf dem während des Vietnamkriegs der Nachschub für den Vietcong und die nordvietnamesischen Truppen transportiert wurde. Die Amerikaner konnten den Nachschub selbst durch massive Luftangriffe nicht unterbinden und sogar die Entlaubung des Dschungels mit Agent Orange (dem Pflanzengift) half nur wenig. Die heutige Straße hat vom Straßenzustand natürlich nichts mehr gemein mit dem "Pfad" vor 50 Jahren.
Tatsächlich wäre bei schönem Wetter die Fahrt ein Genuß gewesen. Aber heftiger Dauerregen ließ die Sicht auf fast Null sinken.
Der Ort Cua Lo ist ein Seebad, dass aber jetzt im "Winter" keine Saison mehr hat. Wir sind jetzt im Norden von Vietnam und die Temperaturen sind, obwohl wir uns in den Tropen befinden, so 15 bis 22 Grad. Also wie im deutschen Sommer.

km 419 (19.826) , N 18.80960°, O 105.72199°




02.12.2017, Ninh Bienh, Vietnam
Heute hat es nun geklappt mit den Karstdomen, die wir in in unserer Vorstellung von Vietnam immer vor Augen hatten. Und wie.
Gestern war ja alles in Regen und Nebel verhüllt, aber heute hat es mit dem Wetter geklappt. Wir sind also so 200 km weiter nördlich nach Ninh Bienh gefahren wo der Landschaftskomplex (so nennt Wikipedia das Gebiet) Trang An liegt. Weltkulturerbe natürlich. Aber mehr als berechtigt. Der Tourismus dort wird als Ökoprojekt betrieben und so sind hunderte von Ruderfrauen damit beschäftigt, die mit jeweils 4 Passagieren besetzten Boote durch das Höhlensystem zu rudern.
Trang An ist nämlich eine Dschungellandschaft mit einem See, aus dem diese Karstdome emporragen und auch den See umgeben. Zusätzlich sind diese Karstdome von vielen Höhlen durchzogen, die mit diesen Ruderbooten vorsichtig, mit eingezogenem Kopf, befahren werden können.
Die Route führt durch so 5 oder 6 Höhlen, 100 bis 350 m lang. Dazwischen kommen Seeabschnitte. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Ganze dauert so zwei Stunden. Wir haben der Ruderfrau mit Zusatzpaddeln beim Rudern geholfen, aber trotzdem hat die Frau allen Respekt verdient für diese Arbeit.
Es liegen über tausend Boote am Anleger und in der Hochsaison muss es turbulent hier sein.

km 191 (20.017) , N 20.27426°, O 105.95826°




03.12.2017, Tuan Chau, Vietnam
Im "Mann mit dem goldenen Colt" (James-Bond-Film) spielte der Showdown in der Halong-Bucht, einem der Highlights von Vietnam. Jeder Vietnambesucher kommt dorthin. Auch wir sind heute dorthin gefahren und werden morgen eine Bootsfahrt in der Bucht unternehmen. Damals, um nochmals auf James Bond zu kommen, wurden die Szenen der Halong-Bucht jedoch in Thailand gedreht, wo es ähnliche Kalksteinformationen im Meer gibt.
Auf dem Weg zur Halong-Bucht haben wir noch die schönste Pagodenanlage Nordvietnams besichtigt: die Keo-Pagode. War die Anfahrt von Süden schon ziemlich eng, so war die Wegfahrt zur Hauptstraße nach Norden eine Katastrophe und nach 10 km Schlaglochpiste mussten wir auch noch umkehren, weil ironischerweise die Straße neu gebaut wird und kein Durchkommen durch die Baustelle war.
Aber dafür war die Pagodenanlage, die 400 Jahre alt ist, wunderschön. Alles aus Holz gebaut und eine Oase der Ruhe, weil die Anlage wegen der abseitigen Lage kaum von Touristen besucht wird.
Die Insel Tuan Chau liegt in der Halong-Bucht und wir fuhren auf einem Damm auf die Insel.

km 183 (20.200) , N 20.93127°, O 106.99152°




04.12.2017, Tuan Chau (Halong-Bucht), Vietnam
Entgegen der Wettervorhersage war heute kein bedeckter Himmel, sondern die Sonne strahlte vom Himmel und bescherte uns einen unvergesslichen Tag.
Schon um 9 Uhr sind wird zur ganztägigen Bootstour gestartet und mit uns viele andere Boote. Am Anfang fuhren wir nach Osten und die Felsen zeichneten sich scherenschnittartig gegen den Horizont ab. Aber bald waren wir mitten in den Felsformationen und die Sonne stand richtig um auch schöne Fotos zu machen. Es war eine angenehme Bootsfahrt, die See war spiegelglatt, die Temperatur war angenehm und irgendwann haben wir auch die anderen Boote aus den Augen verloren im Gewirr der über 2.000 Felsinseln.
An einem ehemaligen "schwimmenden Dorf" (es wurde vor ein paar Jahren ans Festland verlegt, aus Fürsorge für die Dorfbewohner und Umweltschutzgründen) stiegen wir um auf Ruderboote. Es war ein besonderes Erlebnis fast lautlos durch dieses Gewässer zu gleiten und diese Szenerie zu geniesen.
Der Besuch einer Perlenfarm gehörte halt auch dazu und war aber auch informativ. Das Mittagessen an Bord war sehr reichhaltig und gut gestärkt traten wir die Heimfahrt an.
Die Halong-Bucht mit ihren Kalkfelsen gehört auch zum Weltkulturerbe und ist, wie bereits erwähnt, ein muss für jeden Vietnambesuch.



05.12.2017, Hanoi, Vietnam
Nach Hanoi war es nur einen Katzensprung mit 149 km. Aber die Landstraße führte durch dichtbesiedeltes Gebiet auf dem ein flottes Vorankommen nicht möglich war. So brauchten wir bis zur Hauptstadt allemal gute 4 Stunden, zudem das letzte Stück durch den Großstadtdschungel ging. Hanoi hat über 8 Mio. Einwohner und über 5 Mio. Mopeds, Motorräder und Motorroller.
Erste Station war aber nicht der Parkplatz, wo wir die Fahrzeuge abstellen und von dem wir mit einem Bus zum Hotel in der Innenstadt gebracht werden sollten, sondern ein FUSO Service, wo wir einen Ölwechsel machen wollten. Die asiatischen FUSOs fahren mit EURO3 und die Motoren sind auch verschieden. So mussten wir neben unserem mitgebrachten Motoröl auch den Ölfilter aus unseren Beständen verwenden. Den Kraftstofffilter konnten die Mechaniker anscheinend wegen unpassendem Werkzeug nicht tauschen. Aber alle waren sehr freundlich und wir wurden neben Snacks auch mit FUSO Kappen und FUSO Poloshirts ausgerüstet. Das ganze kostete umgerechnet 20 Euro.
Nach dem wir im Hotel waren, das unmittelbar an der Altstadt liegt, haben wir uns in das Getümmel dort gestürzt. Faszinierend wie quirlig dort das Leben sich auf der Straße abspielt. Gut gespeist, seit langen übrigens das erst Mal, konnten wir dann wieder zurück ins Hotel und uns auf die morgige Stadtbesichtigung freuen.

km 149 (20.349) , N 20.03802°, O 105.87125°




06.12.2017, Hanoi, Vietnam
Der Literaturtempel, den wir als erstes besichtigten, hat einen irreführenden Namen. Wurde er doch vor 1.000 Jahren als eine Art Universität gebaut und auch so betrieben. Gleichwohl ist es heute ein Nationalheiligtum der Vietnamesen. Die ganze Anlage ist dem Konfuzionismus (Konfuzius lebte so um 500 v.Chr.) gewidmet und die Architektur lehnt sich an den Konfuziustempel in Qufo/China (Geburtsort von Konfuzius) an.
Der Stelenhof mit 82 Stelen von Doktoranden der Universität ist Weltkulturerbe.
Zu allen möglichen Anlässen lassen sich die Vietnamesen hier im Literaturtempel fotografieren und den Kindergartenkindern oder den Schulabsolventen dabei zuzusehen, war mindestens genauso interessant wie die Tempel.
Ho Chi Minh Mausoleum und die
Ein-Säulen-Pagode gehören auch zum Pflichtprogramm in Ha Noi, wie es die Vietnamesen schreiben.

Am Abend sind wir noch zum Wasserpuppen-Theater gefahren. Das ist ein Puppentheater, das es in dieser Art nur in Vietnam gibt und schon jahrhunderte alte Tradition ist. Dieser kleine Videoausschnitt zeigt ein bischen besser als eine Beschreibung wie es funktioniert: Wasserpuppen.mp4. An Stangen und Schnüren führen die Puppenspieler hinter Bambusvorhängen die Puppen, die auf dem Wasser zu schwimmen scheinen. Das geschieht mit einer Geschicklichkeit, die verblüfft. Dabei drehen sich die Figuren, hüpfen aus dem Wasser und Drachen speien sogar Feuer.
Entwickelt hat sich das wohl aus dem Wasserreichtum Vietnams. Reisfelder und Fischteiche kommen auch in den gezeigten Motiven vor und natürlich die heiligen Tiere Vietnams: Drache, Phönix (Kranich), Schildkröte und Löwe.


07.12.2017, Hanoi, Vietnam
Heute hatten wir einen freien Tag, aber da wir noch nicht alle wichtigen Orte in Hanoi besichtigt hatten, gab es noch etwas zu tun.
Die Zitadelle ist auch Weltkulturerbe. Aber wir fanden sie nicht besonders interessant. Das lag wahrscheinlich daran, dass heute trübes Nieselwetter war, dass die Zitadelle im Vietnamkrieg gegen die Amerikaner ziemlich bombardiert worden war und dass es eher wohl die Geschichtsträchtigkeit an sich der Anlage war, die zu diesem Status geführt hatte. Hier wurde nämlich der Sieg gegen die Franzosen 1954 gefeiert und hier befand sich das Hauptquartier von General Giap im Vietnamkrieg.
Man bekommt noch mehr Respekt vor der Leistung der Vietnames wenn man sieht, mit welchen einfachen Mitteln, in ein paar Räumen, gegen das Pentagon gekämpft wurde.



08.12.2017, Moc Chau, Vietnam
Heute war ein rabenschwarzer Tag bei unserer Reise. Und das kam so:
Im Dauerregen sind wir von Hanoi in Richtung laotische Grenze gefahren. Nach so 60 km kamen wir ins Bergland, wo tiefhängende Wolken und der Regen für schlechte Straßenverhältnisse sorgten. Das wäre für unsere Fahrzeuge kein Problem gewesen, aber so wie wir es täglich erlebten, nämlich die lebensgefährliche Fahrweise der Vietnamesen, ging es heute schief. Manni fuhr ein gute Stück vor uns und in einer Linkskurve kam ihm ein Sattelschlepper entgegen, der gerade von einem Kleinlaster überholt wurde. Dessen Fahrer hatte, in der für ihn Rechtskurve, blind zum Überholen angesetzt. Manni hatte zwei Möglichkeiten, entweder den Kleinlaster frontal zu rammen oder versuchen, sich zwischen der Betonleitplanke und dem Kleinlaster hineinzuquetschen.
Die erste Möglichkeit hätte den fast sicheren Tod der Vietnamesen zu Folge gehabt und auch im deutschen Fahrzeug wären Personenschäden möglich gewesen. Der Aufprall auf die Betonleitplanke hat nun das Fahrzeug von Manni der ersten Einschätzung nach einen Totalschaden beschert. Die Folgen sind im Moment nicht absehbar.
Vietnamesen sind in der Regel nicht versichert oder die Deckungssumme ist minimal. Wir alle sind tief betroffen und wissen, daß es jeden von uns jeden Tag treffen kann. Von unseren Fahrzeugen ist nun jedes Fünfte schon in einen nicht verschuldeten Unfall geraten. Und was für Vietnam wegen riskanter Fahrweise gesagt wurde, gilt so in fast ganz Asien.

km 171 (20.526) , N 20.83676°, O 104.66889°




09.12.2017, Dien Bien Phu, Vietnam
Die Fahrt nach Dien Bien Phu heute war nach dem gestrigen Erlebnis von allen etwas niedergeschlagen angegangen worden. Gute 250 km durch die Berge und das bei diesem Wetter: Regen und Nebel. Tatsächlich gab es für alle wieder kritische Situationen und die Unfälle, die zu sehen waren, taten ihr übriges.
Aber alle sind gut angekommen heute in Dien Bien Phu.
Dien Bien Phu, ein kleines Nest im Nordwesten Vietnams, an der laotischen Grenze, hat ja eine gewisse geopolitische Bedeutung bzw. die Ereignisse, die sich 1954 hier abspielten.
Die französische Kolonialmacht wollte hier in einer Entscheidungsschlacht die Vietminh, die kommunistischen Befreiungstruppen, besiegen. Die Franzosen wollten den Stützpunkt aus der Luft versorgen, hatten aber die Kampfkraft der Vietminh unterschätzt. General Giap, wir erinnern uns an vorgestern in Hanoi, hatte umfangreiche Artillerie vor Ort gebracht und die Landebahn zerstört. Der Rest war eine Frage der Zeit.
Die Niederlage der Franzosen in Indochina ermutigte die Algerier in ihrem Freiheitskampf und führte auch dazu, dass die Amerikaner sich nun verstärkt in Indochina einmischten und das führte letzlich zum Vietnamkrieg.
Heute gibt es hier außer Gedenkstätten nicht mehr viel vom Krieg zu sehen und auch wir waren nur wegen der Grenznähe zu Laos hier, wo wir morgen wieder einreisen wollen.
Mannis Fahrzeug ist per Tieflader auf dem Weg nach Luang Prabang/Laos, wo es in einer Werkstatt nochmal begutachtet werden soll. Das Fahrzeug muss Vietnam wieder bis Mitte Dezember verlassen haben und die eventuelle Einfuhr von Reparaturteilen ist in Laos einfacher. Wenn es letzlich verschrottet werden muss, ist Manni und Susi ein unversicherter Schaden in sechstelliger Höhe entstanden.

km 256 (20.782) , N 21.40528°, O 103.04322°




10.12.2017, Muong Khoua, Laos
Heute war unser letzter Tag in Vietnam und wir fuhren gleich nach dem Frühstück Richtung Grenze. Für die 30 km brauchten wir wegen der extrem schlechten Straße 1:30 Stunden.
Dafür waren aber, weil die Grenze nicht sehr frequentiert ist, die Grenzformalitäten sehr schnell erledigt und wir konnten uns in das Gekurve in den Bergen Nordlaos stürzen. Heute war es auf laotischer Seite ziemlich witzig, wie kassiert wurde. Es gab 5 Schalter wo abwechselnd 1 - 30 Dollar kassiert wurde: Einreisegebühr, Schreibgebühr, Umweltgebühr, Stempelgebühr usw. und zuletzt wurde noch mittels einer Fiebermeßpistole unsere Körpertemperatur gemessen und das war nochmal 1 Dollar.
Es war eine regelrechte Erholung in Laos zu fahren: Kaum Verkehr und deshalb auch keine tollkühnen Überholmanöver, Drängeleien und andere Unsitten wie in Vietnam.
In Muong Khoua hat uns die Gemeinde ihre Festwiese zur Verfügung gestellt und wir konnten mal ganz ohne Hotel übernachten. Das Dorf hat eine sehenswerte historische Hängebrücke, über die wir natürlich gegangen sind.
Vietnam haben wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen. Herrliche Landschaften, quirliges Leben überall, aber fürchterlichem Verkehr.

km 102 (20.894) , N 21.08176°, O 102.50460°




11.12.2017, Muang La, Laos
Gemütlicher Tag in Laos. Schöne Landschaft, wenig Verkehr, malerische Dörfer und freundliche Lao, so könnte man den heutigen Tag beschreiben.
Nachdem wir in Vietnam immer an Hotels standen, war der heutige Stellplatz eine Wohltat. Idyllisch am Flußufer, Frauen haben Seegras geerntet und Wäsche gewaschen und die Temperaturen mit 25 Grad waren auch wieder ok. Abends kamen ganze Familien zum Bad im Fluss.
Wenn das mit Manni und Susi nicht gewesen wäre, stände unser Wohlfühlanzeiger auf 100 Prozent. Aber morgen werden sie wieder zu uns stoßen, ohne eigenes Fahrzeug im Fahrzeug von Jörn, unserem derzeitigen Reiseleiter. Was mit ihrem Fahrzeug passiert, werden wir auch morgen erfahren.

km 70 (20.964) , N 20.87108°, O 102.11560°




12.12.2017, Luang Namtha, Laos
Ganz so wenig Verkehr wie gestern war heute nicht, weil wir so 70 km auf der Hauptstraße von China nach Süden zurücklegten. Diesen Abschnitt sind wir bereits auch am 1.11.2017 gefahren, als wir von China kamen. Wie bewegen uns ja jetzt in Laos von Osten nach Westen während wir Anfang November von Norden nach Süden fuhren. Wir bewegen uns ja auf die Grenze nach Myanmar zu, wo wir übermorgen einreisen wollen.
Vorläufig geklärt ist auch wie es mit Manni und Susi weitergeht. Leider hat das mit dem Totalschaden sich bewahrheitet und an dem sicheren Platz in Luang Prabang wird noch von unserem Servicefahrzeug gerettet was möglich ist und in einem Container nach Deutschland verschifft. Es war ja eine rollende Werkstatt und sehr viele teure Spezialwerkzeuge sind im Fahrzeug. Manni und Susi können gottseidank im Teamfahrzeug die Reise weitermachen.

km 139 (21.103) , N 20.89935°, O 101.37683°




13.12.2017, Huay Xai, Laos
Wiederum schöne Fahrt durch die Bergwälder Nordlaos. Die Straße war stellenweise sehr reparaturbedürftig, aber die interessante Landschaft versöhnte alles. Das Naturschutzgebiet Nam Ha, das wir durchfuhren, beherbergt wilde Elefanten, Tiger, Leoparden und auch Schwarzbären. Aber nur mit einen Guide und einer mehrtägigen Exkursion in die Bergdörfer wäre eine Chance, diese Großtiere zu sehen.
Unser Ziel Huay Xai, am Mekong, liegt an der thailändischen Grenze und unweit des Goldenen Dreiecks, also der Stelle, an denen die Grenzlinien von Laos, Myanmar und Thailand zusammentreffen. Zur Zeit vor und bis zum Vietnamkrieg war das Goldene Dreieck der Haupturspungsort von Opium, und damit auch von Heroin. Da Opium damals meist mit Gold bezahlt wurde, entstand der Name Goldenes Dreieck. Heute produziert Afghanistan 90 Prozent der Weltproduktion an Opium. In den besagten Ländern wurde der Mohnanbau stark reglementiert und ist heute nur noch für den Hausgebrauch der Bergvölker legal, die seit Jahrhunderten Opium rauchen.


km 152 (21.255) , N 20.25117°, O 100.44811°




14.12.2017, Chiang Khong, Thailand
Turbulenter Tag heute, der ganz anderst verlief als geplant. Aber der Reihe nach.
Thailand hat seit vielen Monaten seine Grenzen für Wohnmobile gesperrt. Kostja, unser oberster Reiseleiter, hat schon lange eine Ausnahmegenehmigung erwirkt, die aber Ende September widerrufen wurde.
Nun ist Thailand ja von der geographischen Lage ein Schlüsselland, ohne dessen Durchquerung keine Fahrt nach Süden (Malaysia, Indonesien usw.) möglich ist. Seit Oktober ist deshalb Kostja einige Male nach Bangkok geflogen, um doch noch eine entsprechende Reisegenehmigung zu bekommen. Unsere Route, die ja schon Anfang November so führen sollte, wie seit gestern, also von China kommend kurz durch Laos, kurz durch Thailand und dann Myanmar, Indien, Nepal und Bhutan, war deshalb geändert und Indochina vorgezogen worden. Kostja hat erreicht, dass wir Thailand hätten heute durchqueren sollen und am Abend in Myanmar sein sollten. Aber es kam anderst.
Die laotische Grenze am Morgen war schnell passiert. In Thailand sollten wir für die 100 km Durchfahrt nach Myanmar thailändische Führerscheine bekommen. Zuerst war ein Gesundheitscheck im Hospital notwendig, dann die Führerscheinstelle, die aber 70 km (!) von der Grenzstation entfernt ist.
Alles zog sich hin und dann fiel auch noch der Bus auf halber Strecke mit Kupplungsschaden aus. Mit Luxus-Tuk-Tuks fuhren wir später weiter. Aber es zeichnete sich ab, dass bei unserer Rückkehr zur Grenze und den Fahrzeugen es bereits dunkel wäre. So wurde beschlossen in Chiang Khong an einem Hotel zu übernachten (behördliche Auflage).
Morgen werden wir dann im Konvoi, Polizeifahrzeug voraus, an die Grenze nach Myanmar fahren.
Wir können trotzdem froh sein, dann diesen Transit geschafft zu haben, wissen wir doch von vielen Fernreisenden, dass für diese, ohne die entsprechenden Beziehungen (wie Kostja sie hat) Thailand gesperrt bleibt.
Nach dem indischen Subkontinent werden wir im Frühjahr wieder durch Thailand fahren, diesmal für länger und dann sollte es bei uns besser klappen.

km 19 (21.274) , N 20.26966°, O 100.40585°




15.12.2017, Keng Tung, Myanmar (Birma)
Thailand ist wohlhabender als seine unmittelbaren Nachbarstaaten. Das sieht man an den Häusern, Geschäften und Straßen. Leider mussten wir es heute schon wieder verlassen.
Morgens Linksverkehr und nachmittags wieder Rechtsverkehr, so könnte man es auch beschreiben. Die Ausreise aus Thailand war kurz und schmerzlos. Die Einreise nach Myanmar dauerte etwas länger, auch dadurch bedingt, dass der Grenzübergang in Tachilek mitten in der Stadt liegt und deshalb für unseren Konvoi schwer anzufahren war. Immer nur ein paar Fahrzeuge konnten vorfahren. In Myanmar mussten wir das erste mal unser Carnet de Passage einsetzten, also das Kautionspapier, vom ADAC ausgestellt, dass dem Staat der Einreise eine Garantie für etwaige Zölle bietet, die anfallen, wenn das Fahrzeug nicht mehr ausgeführt würde.
Unterwegs machten wir eine kurze Fotopause am Goldenen Dreieck, dem Dreiländereck Laos, Myanmar und Thailand, am Mekong gelegen. Außer schönen Fotomotiven von Tempeln und Buddhas und dem Vorhandensein von diversen Souvenirgeschäften ist dort nichts von einer Atmosphäre vergangener Opiumzeiten zu verspüren.
Die östlichen Provinzen von Myanmar, die wir heute und morgen durchfahren, konnten wir auch nur mit einer Sondererlaubnis befahren, weil hier auch ethnische Unruhen bisweilen vorkommen.
Ansonsten erinnert Myanmar sehr stark an Laos. Wir kamen durch die Berglandschaft bis Keng Tung nur langsam voran und erreichten unser Ziel erst eine halbe Stunde nach Eintritt der Dunkelheit.

km 239 (21.513) , N 21.29100°, O 99.60122°




16.12.2017, Namsong, Myanmar
Nach 4 Stunden und 80 zurückgelegten km waren wir heute soweit: Mission impossible
Aber der Reihe nach:
Behördlich war uns heute aufgetragen worden, die Unruheprovinzen im Osten zu verlassen und bis Namsong (310 km) zu fahren. Wir wussten von unseren Guides, dass dies anspruchsvoll werden würde. Denn die Straßen in Ostmyanmar sind erbärmlich und die Topografie sehr bergig. Deshalb sind wir bereits um 6:00 Uhr, beim ersten Lichtstrahl, gestartet. Und nach besagten 4 Stunden hatten wir erst ein gutes Viertel der Strecke zurückgelegt. Das hätte geheißen dass wir einige Stunden in der Dunkelheit hätten fahren müssen und das ist schlicht grob fahrlässig.
Wir haben die Strecke dann doch noch vor völliger Dunkelheit geschafft, nach 11,5 Stunden reiner Fahrzeit. Das gelang deshalb, weil nach der Hälfte der Strecke ein schnelleres Tempo möglich war, weil keine Pässe mehr kamen und die Straße etwas besser wurde.
Trotzdem war es ein ziemlicher Schlauch. Die meiste Zeit war die Straße eine einbahnige Teerspur wechselnder Qualität. Bei Gegenverkehr verlor, wer sich zuerst bewegte (zuerst auf das Bankett auswich). Das war oft möglich, aber manchmal gab es kein Bankett oder die Kanten des Teerbelags waren hoch und scharf. Das war nervenaufreibend. Nur die Hälfte von uns hat es noch bei einigermaßen Tageslicht geschafft.
Belohnt wurden wir heute aber durch grandiose Landschaften und Ausblicke. Sogar die ersten Schneeberge, Ausläufer des Himalaya, waren mit bloßen Auge zu sehen. Unsere Kamera schafft das nicht im fernen Dunst.

km 317 (21.830) , N 20.91109°, O 97.69012°




17.12.2017, Yawnghwe, Myanmar
Auf den nun besser ausgebauten Straßen fuhren wir heute zum Inle-See. Wieder über mehrere Pässe. Aber die Strecke war heute kürzer und die meiste Zeit verbrachten wir fast im Supermarkt in Taunggyi, der westlich orientiert war und u.a. Butter und Käse hatte. Eine Stunde haben wir auch verloren, weil unser Garmin-Navi uns in die Pampa geführt hatte.
Der Straßenbau war wieder lebendiger Geschichtsunterricht, hätten die Römer doch die Straßen auf gleiche Weise gebaut, wie hier im ländlichen Birma. Mit Hämmerm, Schaufeln und Schüsseln.
In der Stadt Taunggyi waren jedoch beim Straßenbau moderne Baumaschinen im Einsatz.

km 152 (21.972) , N 20.66023°, O 96.95464°




18.12.2017, Yawnghwe, Myanmar
Der Inle-See ist der zweitgrößte See Birmas und einer der touristischen Hotspots. Die Bewohner der 17 Dörfer am und im See leben hauptsächlich vom Fischfang und Gemüseanbau und natürlich vom Tourismus.
Die Fahrt zu den "Schwimmenden Dörfern" und den "Schwimmenden Gärten" in Schnellbooten, die genauso laut wie schnell sind, ist schon beeindruckend. Auf der Welt einmalig sind die Einbein-Ruderer, die mit einem Bein Rudern und beide Hände zum Fischen frei haben. Die "Fischer" gleich zu Beginn der Fahrt, die akrobatische Kunststücke auf den Booten vorführen, sind unnötiger Touristenkram.
Aber weiter im See konnte man die echten Fischer bei der Arbeit sehen. Sie treiben mit Ruderschlägen auf die Wasseroberfläche die Fische in ihre Netze. Dabei wenden sie ihre Einbein-Rudertechnik elegant an.
Die Tomaten, die unter anderen Gemüsen auf den schwimmenden Gärten angebaut werden, werden nach ganz Birma vertrieben. Die Gärten werden angelegt, indem eine 1 m dicke Schicht aus Wasserhyazinthen (die schwimmen normalerweise auf dem Wasser) mit Sumpf aus dem See und Erde bedeckt wird. Das ganze wird mit Bambusstangen fixiert.
Tang als Dünger ergibt ein sehr fruchtbares Substrat für den Gemüseanbau.
Das Dorfleben spielt sich komplett auf dem Wasser ab. Das Geschirr wird gespült, die Wäsche gewaschen und auch die Menschen waschen sich im See. Alles sehr romantisch zum Ansehen, aber für die Menschen wohl ziemlich hart.



19.12.2017, Mandalay, Myanmar
Heute, auf der Fahrt nach Mandalay, haben wir schwer mit der schlechten und auch für 40 km nicht existenten Straße gehadert. Wieder brauchten wir aberwitzige 7 Stunden für 241 km. Eine Tortur für Mensch und Material.
Mandalay mit über 1,5 Mio. Einwohner ist die zweitgrößte Stadt Birmas und wurde wegen einer Prophezeihung (er sollte zum 2.400 Todestag von Buddha dort eine Stadt gründen) von König Mindon erst 1857 erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde es weitgehend zerstört und was man heute sehen kann, ist restauriert. Dazu Morgen mehr.
Für uns ist Mandalay die letzte Gelegenheit, um unsere Vorräte aufzufüllen, denn bald steht Indien auf dem Plan.

km 241 (22.213) , N 21.94446°, O 96.09716°




20.12.2017, Mandalay, Myanmar
Der Palast des letzten Königs, der 1885 von den Engländern ins indische Exil gezwungen wurde, ist ja im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und erst in den 1990er Jahren wieder aufgebaut worden. Er hat eine beträchtliche Ausdehnung mit einem Quadrat von 2 km Seitenlänge.
Die Kuthodaw-Pagode hingegen glänzt mit ihrer vergoldete Maha-Lawka-Marazein-Pagode und der großen Anzahl (729) von Stupas auf ihrem Gelände. Jede Stupa enthält eine Marmortafel mit Inschriften, die das Leben Buddhas schildern und dies sei das größte Buch der Welt. Was auch hier, wie in allen Tempeln, uns aufgefallen ist: Die Gläubigen kommen nicht nur zu den Festtagen zum Tempel, sondern spontan zu allen Tageszeiten und bringen Opfergaben mit und halten Andacht. Alt wie jung, meist sogar im Familienverband.
Die Attraktion im Shwnandaw-Kloster, das im traditionellen birmanesischen Baustil, aus Teakholz, verziert mit schönen Schnitzereien, Mitte des 19. Jahrhunderts, erbaut wurde, ist die Speisung der Mönche. Zwei mal täglich speisen hier die Mönche, um 6 Uhr, nachdem sie bereits um 4 Uhr aufgestanden und gebetet haben, und um 11 Uhr.
Das Essen für die Mönche wird regelmäßig gespendet und wir konnten eine Familie beobachten, die heute für das Essen zuständig war. Im Hof gaben sie der Reihe der Mönche den Reis aus und im Speisesaal gingen sie an jeden Tisch und hoben ihn symbolisch an, als Akt der Essensspende.
Der Bedarf an Blattgold in Birma ist groß und in Mandalay befindet sich das Zentrum der Blattgoldherstellung in Birma. Blattgold wird in Birma, wie in Deutschland auch, noch weitgehend manuell hergestellt, wie seit Jahrhunderten.
Das Gold was in Mandalay verarbeitet wird, wird auch in Birma geschürft.
Schon die Herstellung des Bambuspapiers, das als Zwischenlage für die Goldblättchen dient und extrem reißfest ist, ist kompliziert. Dann werden Stapel aus Bambuspapier und abwechselnd Goldblättchen gebildet, in Schichten von 500 - 1200 Lagen, die dann zwischen 30 Minuten und 5 Stunden geschlagen werden. Dass dabei die zarten Goldblättchen, die am Ende bis zu einem 1/10.000stel Millimeter dünn geschlagen sind, nicht reißen, liegt an der Kunst des Schlägers.

Eine weitere Attraktion in Mandalay ist der Sonnenuntergang an der ältesten und längsten Teakholzbrücke der Welt, der U-Bein-Brücke (heißt wirklich so). Sie ist 1.200 m lang und überquert einen See, der für unsere Verhältnisse einer Kloake gleicht. Gut, es ist Trockenzeit und der Seespiegel sehr niedrig.
Die Brücke selbst ist eher ein Holzsteg. Aber am Abend ist jung und alt auf der Brücke unterwegs und die Stimmung ist wirklich schön. Auch der Sonnenuntergang.



21.12.2017, Bagan, Myanmar
Bagan ist eine historische Königsstadt in Birma und eines der touristischen Hauptziele. Seine Blütezeit erstreckte sich vom 10. bis zum 12. Jahrhundert. Damals war Bagan 15 mal größer als London zur selben Zeit. In dieser Zeit wurden auch unzählige religiöse Monumente gebaut, die wir, soweit noch vorhanden, morgen sehen werden.
Die Fahrt hierher verlief problemlos, wenn man vom ständigen durchgeschüttelt werden absieht.
Witzig war die Geburtstagsfeier von Toni. Es gab Glühwein unter Palmen und in Shorts und T-Shirt.


km 162 (22.375) , N 21.16737°, O 94.94015°




22.12.2017, Bagan, Myanmar
Warum Bagan bis heute kein Weltkulturerbe ist? Die UNESCO ist nicht einverstanden, wie viele der Sakralbauten restauriert wurden und werden. Erdbeben haben auch in jüngster Zeit den Tempeln schwer zugesetzt und nicht alle Aufbauarbeiten wurden fachgerecht, im archäologischen Sinn, durchgeführt. Es gibt in Bagan über 2.000 Sakralbauten: Stupas, Tempel und Pagoden. Der Begriff Pagode wird hier anderst verwendet: Bei uns sind Pagoden Turmbauten mit nach oben geschwungenen Dächern. In Südostasien werden hiermit die Tempelanlagen benannt, die meist aus einer zentralen, großen Stupa (die kegelförmigen, meist vergoldeten, Türme ohne Innenraum) und Tempeln bestehen. Auch ist die große Stupa meist von vielen Kleineren umgeben. Auf dem über 40 qkm großen Areal des alten Bagan stehen die Pagoden, Stupas und Tempel weitläufig in der Landschaft. Die Holzhäuser der antiken Stadt sind längst verschwunden.
Wir haben zwei große Pagoden besichtigt, die Shwezigon-Pagode und die Ananda-Pagode. Beide wurden zur Blütezeit von Bagan um 1100 errichtet. Die Shwezigon-Pagode mit der gigantischen Stupa in der Mitte wurde im birmesischen Stil erbaut, die Ananda-Pagode (Ananda war ein Cousin Buddhas) im indischen Stil.
Die Stupa der Shwezigon-Pagode soll mit einer Tonne Blattgold überzogen sein.
Bagan ist auch noch heute das religiöse Zentrum Birmas.



23.12.2017, Gangaw, Myanmar
Die relativ lange Etappe nach Gangaw lies uns wieder eine strapaziöse Strecke erahnen und es kam auch so. Für die 240 km brauchten wir wieder 8 Stunden effektive Fahrzeit. Also Birma ist straßentechnisch eine Katastrophe.
Aber schlimmer erwischte es Jürgen und Ines, deren Sprinter mit Getriebeproblemen nicht mehr fahren konnte und die Hälfte der Strecke abgeschleppt wurde. Schon in Mandalay waren sie in der Werkstatt und das Problem schien behoben.
Auch hier ist das weitere Fortkommen wahrscheinlich nur mit dem Tieflader nach Indien, wo es gute Mercedes-Werkstätten geben soll, möglich.


km 240 (22.615) , N 22.17151°, O 94.13029°




24.12.2017, Kalay, Myanmar
Mit Rücksicht auf den Heiligen Abend fuhren wir heute nur eine kurze Strecke. Auf dem Sportplatz in Kalay haben wir Quartier bezogen und waren sofort von Kindern und später Erwachsenen belagert. Aber alle waren sehr freundlich und mit manchen, die Englisch konnten, gab es auch einen Smalltalk.
Dann brachten wir unsere Tische zur großen Tafel zusammen und nach Einbruch der Dunkelheit feierten wir ein bisschen Weihnachten.
Wir bekamen auch noch kleine Weihnachtsgeschenke, von unserem Reiseleiter und auch von den birmesischen Guides, die landes- typisches verschenkten: Stofftaschen, Bambushüte, Röcke usw.
Wegen der baldigen Abfahrt am nächsten Tag, wir wollen die Grenze nach Indien passieren, dehnten wir die Feier nicht allzulange aus.

km 140 (22.755) , N 23.18596°, O 94.05735°




25.12.2017, Imphal, Manipur, Indien
In aller Frühe (6:30 Uhr) sind wir heute zur Grenze nach Indien aufgebrochen. Wegen unzähliger einspuriger Brücken haben wir für die 120 km wieder 3,5 Stunden gebraucht. Dafür klappte die Ausreise aus Myanmar recht schnell und auch auf indischer Seite ging es relativ flott. Unsere Guides hatten wieder gute Vorarbeit geleistet mit Listen für Passnummern usw. Auf indischer Seite wurden unsere Namen und andere Daten in eine handschriftliche Kladde eingetragen. Eine Nation, die die Atombombe hat und Satelliten ins All schießt.
Dass wir Zeitzonenmäßig eine Stunde gewonnen haben (Nordostindien liegt nur noch 4,5 Stunden vor Deutschland) hat uns wenig genützt. Dann ging halt die Sonne um 17:00 Uhr und nicht um 18:00 Uhr unter.
Die Straße von der Grenze nach Imphal, der Hauptstadt des Bundesstaates Manipur (250.000 Einw.) führte über einen 1.500 m hohen Pass und dieser Abschnitt war wieder sehr schlecht. Deshalb kamen wir in die Dunkelheit und konnten gleich das volle Programm des indischen Verkehrs genießen: unbeleuchtete Fuhrwerke, Zweiräder, Tuk-Tuks und Autos. Dazu wieder waghalsige Überholmanöver.
Mani und Susi haben es wieder mal schlecht erwischt. Wir sind in Birma ja über einen Grenzübergang eingereist, der normalerweise für Touristen gar nicht offen ist. Dasselbe gilt auch für den Grenzübergang heute nach Indien. Da die Beiden ja ihr Fahrzeug "verloren" haben, hätten sie gar nicht einreisen dürfen, weil sie ja nicht auf der Liste der Fahrzeuge standen. Jedenfalls ausreisen durften sie heute an diesem Grenzübergang nicht. Sie fliegen nun nach Guwahati, Assam, Indien, wo wir in einigen Tagen sein werden.
Jürgen und Ines hingen weiterhin am Haken bei Rudi. Das war heute, bei dieser schon für uns strapaziösen Bergetappe, eine Meisterleistung.
Am Abend waren wir noch im Hotel am Parkplatz zum Essen eingeladen. Für uns eine fleischlose Offenbarung. Currys, Dals und andere gut gewürzte Köstlichkeiten. Mit Bier war aber Fehlanzeige: Manipur ist ein "trockener" Bundesstaat, also der Verkauf von Alkohol ist verboten. Das es indischen Rum als Willkommenstrunk gab, ist eine andere Geschichte.
Im Laufe des Tages haben wir auch den Nördlichen Wendekreis nach Norden passiert, das heißt, wir sind wieder in den Subtropen. Hier im nördlichen Indien ist jetzt auch Winter mit Temperaturen so zwischen 24° (tagsüber) und 7° (nachts).

km 234 (22.989) , N 24.81777°, O 93.94559°




26.12.2017, Imphal, Manipur, Indien
Wir blieben heute in Imphal, um uns an das indische Leben zu akklimatisiern. Alle schlimmen Vorurteile wurden bestätigt: Es ist dreckig, es ist laut, es stinkt und wimmelt vor Menschen.
Wir sind zum Markt gefahren und eingetaucht in das Chaos. Erst der vierte Geldautomat hat funktioniert, als wir Rupien ziehen wollten. Aber dieses pralle Leben hat auch irgendwie fasziniert. Menschen schlafen auf dem blanken Betonboden während um sie herum der Marktbetrieb abläuft. Aber was wir heute erlebt haben ist erst der Anfang in der für indische Verhältnisse kleinen Stadt Imphal.


27.12.2017, Dimapur, Nagaland, Indien
"Es war nicht so geplant" war die Aussage unserer Reiseleitung zum heutigen Fahrtag. Von den rd. 200 km seien 100 km grauenhaft, der Rest ok. Aber tatsächlich waren fast alle 200 km "Naturstraße" und wir benötigten 12 Fahrstunden um diese zu absolvieren. "Die indischen Guides" hätten sich mißverständlich ausgedrückt.
Nun gut, wir haben es wieder geschafft, aber wir waren auch geschafft.
Die Schilder am Straßenrand "Drive slow" wirkten angesichts der Schrittgeschwindigkeit, die wir oft fahren mussten, höhnisch.
In Dimapur haben wir Quartier auf dem Sportplatz gemacht. Dimapur liegt in dem lustig klingenden Bundesstaat "Nagaland". Manipur und Nagaland sind beides Unruhestaaten und dementsprechend war die Präsenz an Militär überdeutlich.


km 203 (23.192) , N 25.91524°, O 93.72781°




28.12.2017, Kaziranga, Assam, Indien
Endlich konnten wir heute mal Indien und die indische Landschaft genießen. Aber der Reihe nach:
Anfangs war die Strecke nach Kaziranga vom Straßenzustand her gemischt. Schöne Straßenabschnitte wechselten sich mit wieder total kaputten Abschnitten ab und wir brauchten wieder 3,5 Stunden für die ersten 80 km. Dann aber wurde die Straße gut (für indische Verhältnisse) und man konnte endlich auch mal auf die Seite schauen und die Landschaft genießen. Wir fuhren teilweise auch durch Naturschutzgebiete, wo es wilde Elefanten, Tiger und alle Arten von Schlangen gibt. Natürlich sieht man diese tagsüber normalerweise nicht.
Dieses gute Straßenstück führte bereits durch den Bundesstaat Assam, wo es riesige Teeplantagen entlang der Straße gab und die Siedlungen einiges "ordentlicher" waren, als in Manipur und Nagaland.
Kaziranga ist Basisort für Besichtignungen des Kaziranga Nationalpark (Weltkulturerbe), wo es Panzernashörner (70 % des Weltbestands), Elefanten, Bengaltiger, wilde Wasserbüffel und Barasinghahirsche gibt. Mal sehen, ob wir was zu Gesicht bekommen, wenn wir dort morgen eine Jeepsafari machen.
Aber zuvor gab es noch ein abendliches Buffet im Resort-Garten. Da es hier im Winter nachts auch deutlich unter 20° kalt wird, wurden Lagerfeuer angemacht.
Eine kleine Folklore-Show rundete den Abend ab.

km 134 (23.326) , N 26.60200°, O 93.39518°




29.12.2017, Kaziranga, Assam, Indien
Wir hatten unsere Erwartungen an die heutige Safari nicht zu hoch angesetzt, um nicht enttäuscht zu werden, was die gesichteteten Tiere betrifft. Aber wir bekamen alle zu Gesicht, außer den Tigern.
Normalerweise würde man in allere Frühe aufbrechen, aber um diese Jahreszeit ist es nebelig am Morgen (wie Zuhause) und so starteten wir um 8:00 Uhr. Und gleich nach dem Parkeingang sahen wir Elefanten grasen (das waren auch die einzigen Elefanten heute).
Herrliche Landschaft mit vielen Tümpeln, Elefantengras und einzelnen Bäumen. Vögel sahen wir in großer Zahl, insbesondere die prächtig bunten Kingfischer (Eisvögel). Und alle Arten Wasservögel. Wilde Wasserbüffel, Hirsche und Warzenschweine und endlich, schon auf dem Rückweg, sahen wir insgesamt fünf Panzernashörner.
Zurück am Resort war der Teufel los. Eine Ministerkonferenz ließ eine mittlere Streitmacht zur Bewachung aufbieten und wir waren im Belagerungszustand. Die Soldaten und Polizisten, die uns umringten, waren aber mehr an uns und den Fahrzeugen interessiert und beobachteten alles ganz genau. Nach den schweren Fahrtagen zuletzt waren am Nachmittag alle am reinigen und warten der Fahrzeuge.
Dass die Gegend doch nicht so unproblematisch ist, erfuhren wir auch: Die innerindische Grenze zwischen Manipur und Nagaland, die wir vorgestern passiert hatten, war nun gesperrt, weil eine Gruppe (Rebellen, Terroristen o.ä.) einen LKW-Fahrer entführt hätten und Lösegeld erpressen wollten. So der unbestätigte Grund der Sperrung.



30.12.2017, Guwahati, Assam, Indien
Die Straße nach Guwahati wäre heute ziemlich gut gewesen. Aber die 30-40 km entlang des Nationalparks waren mit Bodenschwellen bestückt, um die Geschwindigkeit zu regeln. Dies mit Rücksicht auf die Tiere, die nicht mit den Grenzen des Nationalparks zurecht kommen. Diese Bodenschwellen waren von einer besonders tückischen Sorte bei der man im ersten Gang mit schleifender Kupplung darüberkriechen muss. Und es waren viele.
Unterwegs wolten wir noch unseren Getränkevorrat auffüllen, aber Bier gibt es in Assam nur in "Wine-Shops", die kaum zu finden sind.
Also schnappten wir uns nach unserer Ankunft in Guwahati ein Taxi , dass uns zu einem solchen Laden bringen sollte. Dazu nutzten wir eine Webseite "olacabs.com", um das Taxi zu bestellen und einen fixen Preis zu erlangen. Immerhin fuhr uns das Taxi 11 km nach Downtown durch mörderischen Verkehr.
Aber alles klappte gut mit viel Dauerhupe. Silvester kann kommen. Immerhin dürfen wir schon 5,5 Stunden vor Deutschland das neue Jahr begrüßen.

km 195 (23.521) , N 26.11895°, O 91.8330°




31.12.2017, Guwahati, Assam, Indien
Der Tag verging mit Wartungsarbeiten am Auto, Wäsche und etwas Faulenzen. Nachmittags erzählten uns unsere indischen Guides noch etwas über Indien. Das Kastenwesen ist zwar seit 1950 abgeschafft, aber immer noch in den Köpfen präsent. Es manifestiert sich heute über Wohlstandklassen.
Die Silvestershow mit indischem Buffet (1.000 indische Besucher wären angemeldet) war für unseren Geschmack nicht so fetzig. Auf einer riesigen Bühne mit noch riesigeren Lautsprechern bemühte sich zuerst eine Liveband, dann ein Diskjockey. Aber die enorme Lautstärke machte jedes Gespräch am Tisch mühselig und zum Essen erbarmte man sich unser und baute eine Ersatzlokation etwas abseits der Lautsprecher auf.
Das Essen war gut (wie immer in Indien), aber das Bier und der Weisswein warm. So verzogen sich fast alle aus unserer Gruppe um 22:30 "nach Hause" und liesen die übrigen Gäste (es waren "nur" ein paar Hundert) alleine weiterfeiern. Und das taten sie bis um 5 Uhr früh. Von unserem Parkplatz war die Musik aber nur gedämpft zu vernehmen.
In Guwahati sind die Mosquitos schon am Tag ziemlich lästig, deshalb wurde am frühen Abend unser Resort eingenebelt.





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