2017
Reiseseiten von Leo und Rita

September 2017



01.09.2017, Camp Lukomorie bei Pechory, Russland
Heute nun war quasi der offizielle Start unserer Reise. Und wir fuhren direkt zur russischen Grenze. Dort erlebten wir die erste Überraschung noch auf estnischer Seite, also der Ausreise aus der EU. Wir mussten 4,50 Euro bezahlen als eine Art Verwaltungskostenbeitrag zur Grenzabfertigung. Und die Papiere und das Fahrzeug wurden genauestens kontrolliert.
Dagegen war die Abfertigung auf der russischen Seite zwar sehr bürokratisch, aber auch sehr korrekt. Die Beamten sprachen gut deutsch und darauf angesprochen meinte einer der Beamten trocken: "Sie aber auch".
Alles in allem waren wir schon um 15:00 Uhr in Russland eingereist, hatten zu 0,57 €/L Diesel getankt und machten uns auf den Weg, die letzten 70 km bis zu unserem vorgesehenen Camp nördlich von Pechory zu absolvieren.
Da begann dann unser "Abenteuer Osten" (unser Reiseveranstaler heißt so). Wir haben ja ein Garmin Navi mit Karten aller europäischen Ländern einschl. Russland. Zusätzlich haben wir ein neues Garmin mit allen Karten der Länder, die wir bereisen, bekommen. Nun, beide Navis versagten und konnten keine Route zu den eingegebenen Koordinaten finden. In den herkömmlichen Landkarten sind die kleinen Seitenstraßen in die Wälder nicht verzeichnet. Und die Wegweiser in kyrillisch waren auch nicht hilfreich.
Nachdem wir einfach mal in die richtige Richtung fuhren und hofften, die Navis werden sich noch einkriegen, haben wir uns ziemlich verfahren.
Aber wir hatten ja noch als letzte Hilfe auf dem Handy ein Navi mit der Karte von Russland. Das half uns dann. Aber die Schlaglochpisten durch die Wälder (nicht die "offizielle" Route) hatten es in sich.
Beim kleinen Bankett im Camp-Restaurant war das aber alles schon weder vergessen.

km 272 (2.576) , N 57.8513° , O 27.93652°




02.09.2017, Camp Lukomorie bei Pechory, Russland
Der heutige Tag war als Puffertag geplant, falls es an der Grenze Probleme gegeben hätte (fehlende Papiere und so). So war Zeit, die Gegend zu erkunden.
Der westlichste Zipfel Russlands (lassen wir mal Königsberg außen vor), war stets Schauplatz von Kämpfen um dieses Gebiet. Deshalb gibt es einige Festungen wie in Pskov und Isborsk.
Während viele profanen Baudenkmale noch der Restaurierung harren, hat man den Eindruck, dass die sakralen Bauten stets aufs Feinste wiederhergestellt wurden.




03.09.2017, Derbowzh, Russland
Wir bereisen ja im Moment das größte Land der Welt. Das hieß heute mal km Richtung Osten machen. So 400 km vor Moskau hatten wir unser heutiges Tagesziel erreicht. An einem wunderschönen, aber mückenverseuchten See.
Auch Sonntags haben die Supermärkte auf und wir haben uns noch in Pskov eingedeckt. Der Supermarkt war gigantisch. Wenn man wollte hätte man sich mit Paulaner Hefeweizen, Ritter Sport Schokolade und Persil eindecken können. Aber es war vormittags und die Kassiererin sagte "Njet" zu unserem russichen Bier im Einkaufswagen. Aha, Sonntags gibt es Bier erst ab 11:00 Uhr.
Die Kreditkarte an der Kasse funktionierte per Funk, das hatten wir bisher noch nirgends erlebt.
Die Fernstraßen sind gut, bis auf die zahlreichen Baustellen.


km 368 (2.944) , N 56.32591° , O 31.96545°




04.09.2017, Moskau, Russland
Durch endlose Wälder führte die M9 heute Richtung Moskau. So 100 km vor Moskau wurde die zweispurige Straße zur Autobahn und der Verkehr nahm immer mehr zu, je näher wir an Moskau kamen.
In Moskau (14 Mio. Einwohner) dann ein ständiges Stop and Go, aber schließlich haben wir es doch noch auf den Camping Plus in einem riesigen Stadtpark in Moskau geschafft.
Unser Reiseleiterteam hatte noch Fleisch, Gemüse, Bier und Wodka für den gemeinsamen Grillabend besorgt. Die Reiseteilnehmer bereiteten Salate und Käse usw. vor und so hatten wir einen netten Abend in Moskau.

km 377 (3.321) , N 55.81572° , O 37.67658°




05.09.2017, Moskau, Russland
Ausgerechnet zur ersten Stadtbesichtigung von Moskau war heute das Wetter schlechter wie schlecht. Dauerregen und tiefhängende Wolken versauten die Besichtigungen.
An der wegen der Zuckerbäckerstil-Architektur berühmten Lomonossow-Universität auf dem Sperlingshügel hat man normalerweise einen schönen Blick auf Moskau. Heute nicht.
Und der Rote Platz war von Gerüsten und anderen Hinterlassenschaften einer Veranstaltung fast nicht zu erkennen. Nur das Kaufhaus GUM von innen war heute bei Regenwetter normal zu besichtigen. Aber es ist kein Kaufhaus mehr, sondern eine Mall mit vielen Einzelgeschäften die wir alle vom Westen her kennen: Armani, Gucci und ähnliches.
Wegen des Wetters bot es sich an, die Metro ausführlich zu erkunden. Sie wurde im Jahr 1935 begonnen und Stalin ließ die Stationen als Paläste für die Werktätigen errichten. So sind die Stationen im Innenstadtbereich alle individuell prunkvoll gestaltet und es wurden nur die edelsten Materialien verwendet. Marmor, Bronze, Gold und den zu damaligen Zeiten fast genauso teueren Edelstahl.
Was man auch bei diesem Wetter erkennen konnte war, dass Moskau keinen Vergleich mit irgendeiner westlichen Metropole zu scheuen braucht. Die Prachtstraßen, hier Prospekte genannt, und die historischen Bauten sind beeindruckend. Für die Sauberkeit ist ein Heer von Arbeitskräften vor allem aus dem mittelasiatischen Raum zuständig. Ebenso für die Bauarbeiten an Gebäuden und Straßen.
Trotz modernster Metro mit Zügen im Zwei-Minutentakt ist der Straßenverkehr katastrophal. Stoßstange an Stoßstange quälten sich die Fahrzeuge durch Moskau. Dazu kommt noch, dass immer wenn hochrangige Regierungsmitglieder die Straßen benutzen, diese weiträumig total gesperrt werden, um den Konvoi durchbrausen zu lassen. Das nervt die Moskauer, wie unsere Stadtführerin berichtete.
Alle Reiseteilnehmer haben ja eine russische SIM-Karte bekommen um die Kommunikation untereinander und mit der Reiseleitung zu erleichtern. Natürlich kann man damit auch im Internet unterwegs sein. Die SIM-Karte für einen Monat kostete 8 Euro. Darin enthalten sind 300 Minuten Telefon, ein paar hundert SMS und eine echte Daten-Flatrate (keine GB-Begrenzung). Und es ist 4G (zumindest in den Städten). Da sieht man, wie wir in Deutschland abgezockt werden, weil die Kosten der Technik ja bis auf den Lohnanteil gleich sind.



06.09.2017, Moskau, Russland
Das Wetter war nicht besser, als wir heute den Kreml besuchten. Eine gigantische Anlage von der Grundfläche her. Nur ein kleiner Teil mit den Sakralbauten kann besichtigt werden. So mindestens ein halbes Dutzend Kathedralen sind auf relativ kleinem Raum vereint. Die Erzengelkathedrale für die Grablege (bis 1730-dann zog der Hof nach St.Petersburg), die Krönungskathedrale usw.. Wir und ungefähr gefühlte 5.000 Chinesen haben zwei der Kathedralen eingehend besichtigt, was bei dem Nieselwetter wenigstens eine trockene Angelegenheit in jeder Hinsicht war.
Der Spaziergang durch die Fußgängerzone Arbatstr. anschließend war eher überflüssig: Souvenirläden mit Matrjoschkas und Kühlschrankstickern der Art "Putin reitet mit nacktem Oberkörper auf einem Bären" sind nicht interessant.




07.09.2017, Nähe Tambow, Russland
Die Entfernung zur nächsten Metropole in Russland, die wir besuchen, Wolgograd (früher Stalingrad), beträgt 1.000 km. Unsere heutige Teiletappe endete ungefähr bei der Hälfte der Strecke in der Nähe von Tambow auf einer Wiese.
Der äußere Autobahnring um Moskau, genannt MKAD, war wieder eine Herausforderung, weil es oft wieder nur Stop and Go ging. Dafür war die Strecke dann in südlicher Richtung von Moskau weg dann ganz ok. Bis auf ein paar entgegenkommende Autofahrer auf den Gegenverkehrsabschnitten, die es beim Überholen darauf anlegten, wer die stärkeren Nerven hat.
Gut, meistens haben wir abgebremst oder sind auf den Pannenstreifen ausgewichen. Wir wollen ja unfallfrei ins Ziel kommen. Verunfallte Fahrzeuge jedenfalls haben wir einige gesehen.
Auf jeden Fall kamen wir gut auf unserem heutigen Ziel, einer Wiese im Dorf Bolschaja Lipowiza an und um 18:00 Uhr sollte Tourbesprechung für den nächsten Tag sein.
Nun hatte aber Silvie heute Geburtstag und 100 m von der Wiese gab es ein Hotel das vor 2 Wochen eröffnet hatte. Arthur, unser Tourguide, hat diese Gegegebenheiten kombiniert und es gab eine Geburtstagsfeier mit langem Bankett und sehr kurzer Tourbesprechung.

km 464 (3.785) , N 52.55951° , O 41.34947°






08.09.2017, Rogoshyn, Russland
Die fast 300 km bis Rogoshyn waren relativ eintönig. Mal gute Straße, mal weniger gute Straße.
Dafür war das Programm in Rogoshyn nicht eintönig, sondern es wurde aus vielen Kehlen gesungen. Aber der Reihe nach.
Rogoshyn ist ein Kosakendorf und die Bewohner stammen ursprünglich vom Don. Der Fußballplatz war unser Parkplatz und Arthur, unser Tourguide, hatte uns im Dorf angekündigt und eventuell ein kleines Ständchen der Kosaken in Aussicht gestellt.
Aber die Dorfbewohner ließen sich nicht lumpen und hatten ein rustikales Buffet aufgebaut und entsprechende Getränke (Selbstgebrannter). Danach lief von 17:00 Uhr bis zur Dunkelheit ein Programm ab, das fast professionel war. Kosakengesang und Tanz, Kosakenprüfung, Damengruppe und allgemeiner Tanz.
Mit gemütlichem Abend im Wohnmobil war wieder nichts.

km 275 (4.060) , N 50.16923° , O 43.00711°




09.09.2017, Wolgograd, Russland
Heute nun bei strahlendem Wetter (Moskau meldete 14 Grad, Wolgograd 23 Grad) sind wir nun nach Wolgograd gefahren. Die Stadt, als sie noch Stalingrad hieß, ist ja untrennbar mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte verbunden und so war unser erstes Ziel, 20 km vor Wolgograd, der Soldatenfriedhof in Rossoschka.
Hier stehen seit den 1990er Jahren (ab da durfte der Volksbund für deutsche Kriegsgräber dort tätig sein) Gedenksteine für deutsche Soldaten.
Alle Überreste deutscher und auch sowjetischer Soldaten sind dort in Sammelgräbern bestattet. Von deutscher Seite sind es ungefähr 30.000 Gebeine und von sowjetischer Seite nur ein paar Tausend. Aber während die Namen der deutschen getöteten und vermissten Soldaten weitgehend bekannt und auf den Gedenksteinen verzeichnet sind, ist nur von wenigenden sowjetischen Soldaten der Name bekannt, weil diese keine metallenen Erkennungsmarkenn trugen.
120.000 Namen sind auf deutschen Gedenksteinen eingemeiselt.
Danach sind wir nach Wolgograd zum Hotel Start gefahren. Wolgograd liegt ungefähr 100 km (!) entlang der Wolga und hat heute 1 Million Einwohner.
Unter anderem passierten wir den Hauptbahnhof und die Traktorenfabrik. Beides im Häuserkampf 1942 hart umkämpfte Orte die an einem Tag manchmal mehrmals von der einen oder anderen Seite erobert und wieder verloren wurde. Stalingrad war am Ende der Kämpfe im März 1943 restlos zerstört. Dies erkennt man aber im heutigen Stadtbild kaum noch.

km 256 (4.316) , N 48.81913° , O 44.63936°






10.09.2017, Wolgograd, Russland
Die Stadtführung in Wolgograd drehte sich hautsächlich um die Geschehnisse der Stalingrad Schlacht und deren Gedenken. Zwar war der Russlandfeldzug Hitlers nie zu gewinnen, aber die psychologische Wirkung der Schlacht war für die Russen die Wende des Kriegs.
Gigantisch die Gedenkstätte auf dem Mamei-Hügel, wo eine Ruhmeshalle mit Ehrenwache und die riesige Figur der "Mutter Heimat" stehen. Auf den Treppen den Hügel hinauf ertönt heroische Musik, manchmal unterbrochen durch Kriegsgetöse. Unter dem Hügel liegen 34.000 russische Gefallene und auch General Tschujkow, einer der russischen Kommandeure, ist hier begraben.
Alle Stadtparks sind voll von Denkmälern für die Helden der Sowjetunion und am Wolgaufer wurde ein Museums-Panorama-Gebäude erstellt, das ein riesiges Rundbild mit der Darstellung der Ereignisse am 26.01.1943 zeigt. Da vereinigten sich die sowjetischen Verbände und der Kessel von Stalingrad wurde in eien Nord- und Südkessel getrennt.
Am 31.01. wurde der frischernannte Feldmarschall Paulus gefangenengenommen und am 02.02. kapitulierten die Wehrmachtsverbände.
Die Stadtführung war uns zu bezogen auf die Stalingradschlacht. Das heutige Wolgograd kam dabei eindeutig zu kurz.



11.09.2017, Astrachan, Russland
Die Ausfahrt heute aus Wolgograd nach Süden war schon speziell. 70 km ging es durch Vorstädte, Industriezonen und das bei oft eher nicht so guten Straßen.
Die restlichen 350 km bis Astrachan waren zwar straßentechnisch gut, aber eintönig.
Wir waren schon um 6:20 Uhr losgefahren, aber es dauerte doch bis 15:30 Uhr bis wir an Ort und Stelle in Astrachan waren. Allerdings war auch die Uhr noch eine Stunde vorzustellen.
In Astrachan haben wir noch eine Mini-Stadtführung zum Kreml gehabt, bevor wir endlich zum relaxen im "Bierhaus" kamen. Es war bayerisch aufgemacht, aber die Bedienung im Dirndl war Kalmückin, dem hiesigen Volksstamm.
Das Bier und das Essen waren gut, aber wir mussten uns doch beeilen, weil am nächsten Tag wieder frühes Aufstehen wegen der Grenzüberschreitung nach Kasachstan anstand.

km 416 (4.732) , N 46.36107° , O 48.05718°






12.09.2017, Am Kaspischen Meer, Kasachstan
Nach der abenteuerlichen Überquerung eines Wolgaarms (es gibt im Wolgadelta angeblich 1000 Inselchen der Wolga) auf einer Pontonbrücke dauerte es für die Gruppe so 1,5 Stunden, bis alle aus Russland ausgereist waren. Es war wieder ein großer bürokratischer Aufwand.
Auf der kasachischen Seite waren viele freundliche junge Grenzsoldaten und es war gar nicht so schlimm, wie erwartet.
Am längsten dauerte es noch die obligatorische Haftpflichtversicherung nach der Grenze abzuschließen.
Dann kam aber das grauenvollste des Tages: Die ersten 30 km waren keine Straße, sondern ein Zusammenschluß von badewannengroßen Löchern und Teerklumpen. Im Schritttempo haben wir diesen Abschnitt bewältigt. Danach war es ein bisschen besser. Wir waren einschließlich der Grenzen 13 Stunden unterwegs (für 183 km).
Bei einem Dorf am Kaspischen Meer sind wir an den Strand gefahren und haben dort eine wunderschöne Nacht verbracht. Sonnenuntergang, Sternenhimmel und ein herrlicher Sonnenaufgang überm Kaspischen Meer.
Das Kaspische Meer ist der größte Binnensee der Erde und da die Kaspische Senke auch noch eine der größten Erddepressionen ist, liegt seine Wasseroberfläche -28 m unter dem Meeresspiegel.
Ach ja, wir sind nun in Asien.

km 183 (4.915) , N 46.72680° , O 50.166430°




13.09.2017, In der Steppe, Kasachstan
Kasachstan ist für uns nur eine Durchfahrtstrecke nach Usbekistan, da im Süden Kasachstans nicht viel zu sehen ist. Das heißt es gibt genügend Steppe, Kamele, Dromedare, Pferde, Kühe und Ziegen die frei in der Steppe umherziehen. Sie sind nicht wild, sondern werden so gehalten. Schön für die Tiere.
Demzufolge war heute wieder eine anstrengende Tagesetappe, diesmal "nur" die ersten 180 km schlechte Straße, danach eigentlich sogar Gute. Trotzdem haben wir für die 458 km 9 Stunden gebraucht.
Wegen des straffen Programms kam der kleine Umtrunk zu Birgits Geburtstag viel zu kurz.

km 458 (5.373) , N 46.29503° , O 54.39021°




14.09.2017, In der Steppe, Usbekistan
Den heutigen Tag möchte man am liebsten vergessen. Ab 85 km vor der usbekischen Grenze war die Piste (Straße wäre vermessen) nur noch im Schritttempo zu befahren. Dann waren noch 6 Stunden Grenzformalitäten zu erfüllen (kasachische Ausreise, usbekische Einreise), wobei die Ausreise fast genauso lange wie die Einreise gedauert hat.
Danach mussten wir noch 70 km an eine Stelle in der Steppe Usbekistans fahren. Die Straße war da nur unwesentlich besser. Wir sind in die Dunkelheit gekommen, was bei den Schlaglöchern nicht angenehm war.
Letztlich haben wir es alle geschafft und sanken todmüde in die Betten.

km 270 (5.643) , N 44.4904° , O 56.69939°




15.09.2017, Nukus, Usbekistan
Anfangs war die Strecke Richtung Südosten noch eintönig durch die Steppe/Halbwüste. Die Straße war auch einigermaßen in Ordnung. So nach 200 km haben wir das Flußtal des Amudarja erreicht und damit besiedeltes Gebiet mit Landwirtschaft. Zur Zeit ist Baumwollernte und auf den Feldern sah man die Leute beim Ernten der Baumwollkapseln.
Die Baumwolle ist ja der Grund für das schwinden des Aralsees in Usbekistan. Stalin hatte die Ausdehnung des Baumwollanbaus angeordnet und die Wasserentnahmen der Zuflüsse des abflußlosen Aralsees haben den ehemals viertgrößten See der Erde fast austrocknen lassen.
Die Baumwolle ist auch indirekt dafür verantworlich dass wir keinen Diesel regulär tanken konnten. Fast alle Autos/LKWs sind mit Benzin oder Gas betrieben und in der Erntezeit wird der Diesel für Erntezwecke rationiert.
So haben wir auf dem Schwarzmarkt Diesel aus Kanistern getankt, natürlich mit einem großen Aufschlag auf den Preis.
Vor allem in der Landwirtschaft haben wir noch viel manuelle Arbeit gesehen und das Bruttoinlandsprodukt beträgt 6.081 US$ (Deutschland 48.000 US$).
Das Wetter ist jetzt, wie die Tage davor auch, angenehm warm (28 Grad) und das Kontinentalklima sorgt dür wolkenlosen Himmel und erfrischende Nächte.

km 358 (6.001) , N 42.43067° , O 59.65953°




16.09.2017, Chiva, Usbekistan
Wir bewegen uns ja seit Tagen auf der Seidenstraße, also der antiken bis mittelalterlichen Verbindung zwischen dem Fernen Osten und Europa. Nun gibt es viele Verästelungen der Seidenstraße, aber die zentrale Route führte durch das heutige Usbekistan. Durch die Städte mit den die klangvollen Namen wie Chiva, Buchara, Samarkand und Taschkent.
Nach Chiva, Weltkulturerbe, waren wir also heute unterwegs.
Zuvor haben wir heute jedoch das Savitsky-Museum in Nukus besucht. Savitsky war Künstler und Sammler zur Zeit der Sowjetunion (Usbekistan wurde erst 1991 selbstständig) und vermachte seine Sammlung zeitgenössischer Kunst dem Staat. Natürlich sind da diese Gemälde über die heldenhafte Arbeit der Werktätigen im Monumentalstil, aber auch andere Themen sind vertreten: Portraits, Landschaften, Stilleben usw.
Das Museum bzw. die Gemälde sind in Fachkreisen sehr anerkannt.
Ein Besuch auf dem Markt in Nukus rundete den Vormittag ab. Die Währung von Usbekistan ist ja in letzter Zeit gegenüber dem Euro und Dollar in freiem Fall und so kostete zum Beispiel 1 Kilo Pfirsiche 0,60 Euro. Oder anders ausgedrückt: Für 111 € ist man Som-Millionär (Som heißt die usbekische Währung). Die Fahrt nach Chiva, über gute und weniger gute Straßen, verlief ohne Probleme. Wir mussten ja heute nicht tanken.

km 192 (6.193) , N 41.37474° , O 60.35421°




17.09.2017, Chiva, Usbekistan
Chiva, mit vollständig erhaltener Festungsmauer, ist heute ein großes Freilichtmuseum. Als wichtige Etappe auf dem Weg von Buchara nach Westen war die Oase nach langer Wüste wohl ein Labsal.
Wundervolle, mit azurblauen Kacheln verkleidete Paläste und Moscheen.
Die Seidenstraße verlor nach der Entdeckung des Seewegs nach Indien immer mehr an Bedeutung und wurde zur Geschichte.
Immerhin verdanken wir ihr außer den oriantalischen Waren auch noch den Transfer von Wissen (insbesondere Matehematik). Auf den Transfer der Beulenpest hätte Europa gerne verzichtet.
Abends haben wir noch zusammen mit den Teilnehmer einer anderen Tour unseres Tourveranstalters (Die Seidenstraße) in einer ehemaligen Karawanserei einen schönen Abend mit Folklore verbracht.




18.09.2018, Buchara, Usbekistan
Die für heute angekündigten über 400 km sollten teils hervorragende Autobahn (gebaut von Hoch-Tief) und sehr schlechte Landstraße sein. Und so war es. Die reine Fahrzeit betrug über 8 Stunden für uns.
Buchara ist eine moderne Großstadt mit 300.000 Einwohnern. Die Altstadt ist wiederum Weltkulturerbe. Aber dazu morgen mehr.
Inzwischen haben wir Tagestemperaturen von 35 Grad. Aber nach Sonnenuntergang sinkt es relativ schnell auf angenehme Werte um die 20 Grad.
Ortsnamen werden oft verschieden transkripiert. So kann man für Chiva auch Khiva oder Xiva schreiben (alles richtig) oder für Buchara gilt auch Buxoro oder Buchoro.

km 424 (6.617) , N 39.76608° , O 64.42092°




19.09.2018, Buchara, Usbekistan
In Buchara stehen viele Bauten noch aus vormongolischer Zeit. Dschingis Khan fiel ja um 1220 im heutigen Usbekistan ein und zerstörte fast alle Städte.
Als er in Buchara das Kalyan-Minarett (das große Minarett) zerstören lassen wollte, fielen ihm beim Hochblicken auf die Spitze des Minaretts seine Insignien der Macht vom Kopf und er wertete dies als Zeichen, hier nichts mehr zerstören zu lassen. Das könnte ein Grund gewesen sein, warum Buchhara verschont wurde. So die Legende.
Der Stadtrundgang war eine heiße Angelegenheit und Schatten sehr willkommen.



20.09.2018, Samarkand, Usbekistan
Die Straße oder besser der Zustand der Straßen ist ein Thema in Usbekistan. Heute war sie einigermaßen ok. Tankstellen gab es wieder viele, aber die Dieseltankstellen sind in der Baumwoll-Erntezeit zu. Propan und Methantankstellen sind aber geöffnet und die Usbeken haben sogar die meisten Dieselmotoren auf Gas umgerüstet (Zündkerzen eingebaut usw.).
Polizeiposten sind alle 30-50 km und man muss peinlich darauf achten, am Stopschild wirklich zum stehen zu kommen. Manchmal ist das erste Stopschild 20 m vor dem Posten und man fragt sich, warum hier stoppen. Aber alle usbekischen Autos stoppen brav und wir wollen hier nicht eine Diskussion eröffnen.
Nach dem vielen Dreck und Staub war der Parkplatz am Regal Hotel am Flughafen in Samarkand eine Wohltat. Grüner Rasen und sauber gepflasetere Wege.


km 262 (6.879) , N 39.69447° , O 66.99107°




21.09.2018, Samarkand, Usbekistan
Samarkand ist natürlich, kunsthistorisch gesehen, die Perle Usbekistans.
Usbekistan hatte ja bis 2016 einen diktatorischen Präsidenten, Islom Karimov, der seine sowjetische Parteikarriere nach der Unabhängigkeit 1991 "demokratisch" weiter erklomm.
Trotz der usbekischen Verfassung, die nur zwei Amtszeiten erlaubt, lies er fünf mal "wählen". Trotzdem, so sagte unser Reiseführer Dima, dass er für Usbekistan gut regiert hat. Damit meinte er, dass er Unruhen im Keim erstickt und Reformen durchgepeischt hat. So werden zum Beispiel den Imanen die Themen, die in den Mosscheen angesprochen werden, vom Staat vorgegeben und überwacht. Jegliche Radikalität soll sofort unterbunden werden.
Überhaupt ist nur ein kleiner Teil der Bevölkerung religiös und verschleierte Frauen soll es zwar geben, aber wir haben keine gesehen. Anderst wie in Deutschland.
Seit einem Jahr gibt es nun einen demokratisch gewählten Präsidenten und erste Reformen haben bereits stattgefunden wie die freie Konvertierbarkeit der Währung (wir profitieren davon).
Samarkand mit seinen 600.000 Einwohnern hat uns sehr gefallen.



22.09.2018, Taschkent, Usbekistan
Unser LKWle hatte heute mal die längst fällige Wäsche bekommen und wir bezahlten 3,50 € für die Handwäsche an einer Ausfallstraße in Samarkand.
Dann fuhren wir auf relativ guter Straße in die Hauptstadt Usbekistans, Taschkent, mit annähernd 3 Millionen Einwohnern. Witzigerweise liegt die Hauptstadt direkt an der Grenze zu Kasachstan und bei der Hinfahrt muss man einen Schlenker machen um nicht über Kasachstan zu fahren. Wäre machbar, aber mit vielen Stunden Grenzkram verbunden.
Taschkent wurde bei einem Erdbeben 1966 ziemlich zerstört und neu, das heißt großzügiger, aufgebaut.
Die Altstadt soll ziemlich bescheiden sein aber der Bazar der größte des Landes. Wir werden sehen.

km 304 (7.183) , N 41.31131° , O 69.28394°




23.09.2018, Taschkent, Usbekistan
Da es keine großen kunsthistorisch bedeutsamen Bauwerke mehr gibt (alle rekonstruiert nach dem Erdbeben 1966), war der Bazar das interresanteste Objekt der Besichtigung. Er ist gigantisch und bietet alles, was das (usbekische) Herz begehrt.
So hatte Dima, unser usbekischer Guide, Zeit über die Lebensbedingen in Usbekistan zu sprechen. Es gibt eine 6-Tage Woche und 24 Tage Urlaub. Als Erbe des Sozialismus werden Ärzte und Busfahrer gleich entlohnt und das hat einen Exodus der Akademiker zur Folge. Überdurchschnittlich entlohnt werden Soldaten.
Wir sind auch durch das moderne Regierungsviertel gelaufen, aber Regierungsgebäude dürfen nicht fotografiert werden.
Taschkent ist eine grüne Stadt mit vielen gepflegten Parks, was wir nach vielen Tagen öder Steppe genossen haben. Das sollte jetzt auch anderst werden, weil wir morgen Richtung Kirgistan und damit in eine Hochgebirgsregion fahren.





24.09.2018, an der Grenze, Usbekistan
Die lange Fahrt zur usbekischen Grenze wäre ja nicht so schlimm gewesen, wenn nicht in diesem Teil von Usbekistan ständig Polizeiposten gewesen wären, an denen man sich "registrieren" musste. Beamte trugen die Personen- und Fahrzeugdaten in irgendwelche Kladden ein, wo die Daten wahrscheinlich für immer begraben sind.
Aber auch das ging vorbei und wir fuhren durch ein schönes Gebirge und einen 2.267m hohen Pass. Dann ging es wieder hinunter ins Fergana-Tal, das wieder intensiv landwirtschaftlich genutzt wird.
Direkt an der Grenze in Sichweite der Grenzstation haben wir für die Nacht geparkt, um am anderen Morgen frühzeitig an der Grenz zu sein.
Aber zuerst gab es noch zwei Geburtstage zu feiern und unsere usbekischen Guides hatten ein Plov-Essen (usbekisches Nationalgericht aus Reis, Rindfleisch und Gemüse)) vorbereitet. Manchen schmeckte es, manchen nicht so.

km 370 (7.553) , N 40.57518° , O 72.75532°




25.09.2018, Osh, Kirgistan
Wir hatten uns heute schon wieder auf endlose Grenzformalitäten eingestellt. Aber wider Erwarten dauerte die Ausreise aus Usbekistan und die Einreise nach Kirgistan jeweils nur eine Stunde. Allerdings hatten die Grenzbeamten uns jeweils in den Schlangen vor den Schaltern vor den Einheimischen nach vorne geschickt.
Das es bis Spätnachmittag dauerte bis die unsere ganze Truppe die Grenze passiert hatte, lag daran, dass die Beamten jeweils nur ein paar Fahrzeuge gleichzeitig abgefertigt haben und so die meiste Zeit beim Warten auf die Einfahrt zur Grenzstation draufging. Wir fuhren dann nur noch ein paar km in Osh auf den Parkplatz des Roten Halbmonds.
Der erste Eindruck von Kirgistan war, dass alles viel lockerer als in Usbekistan war. Überhaupt haben ja die ...STAN-Staaten, außer dem Suffix, nicht viel gemein. Die Sprachen sind verschieden, die Ethnien sind verschieden, nur die gemeinsame sowjetische Vergangenheit ist eine Gemeinsamkeit.
In Osh fuhren die Fahrzeuge wieder mit Benzin und Diesel, was aber nicht unbedingt für die klare Luft förderlich ist.

km 7 (7.560) , N 40.52112° , O 72.80076°




26.09.2018, Steppe bei Sary-Tash (3.200m), Kirgistan
Der heutige Tag hatte grandiose Höhepunkte, aber auch ein sehr negatives Ereignis. Aber der Reihe nach:
Zuerst haben wir heute den Heiligen Berg von Kirgistan besucht, den Suleiman-Too (Salomon-Berg). Seit Jahrtausenden wird dieser Berg als Heiligtum angesehen und die glattgeschliffenen Felsen am Gipfel beweisen millionenfachen Besuch. Schon König Salomon soll hier gewesen sein.
Der Gipfel liegt über der Stadt Osh und dem Fergana-Tal und das Fergana-Tal wird hauptsächlich von Usbeken bewohnt.
Aber danach sind wir ins richtige Kirgistan gefahren und die Landschaft wurde immer spektakulärer. Von Osh, 1.000 m hoch, ging es zum Taldyk-Pass, der 3.615 m hoch liegt. Und auf dieser Straße passierte Toni und Marthi fast das Schlimmste was man sich vorstellen kann: Von einem entgegenkommenden kirgisischen Kleinlaster hatten sich die Doppelräder gelöst und und eines krachte ihrem Wohnmobil in die Front. Der Kühler war kaputt und das vor dem sehr hohen Pass. Unser Servicewagen mit Manni hat Toni´s Wohnmobil auf die Schleppstange genommen und über den Pass gezogen. Alles hat sehr gut geklappt.
Die Ersatzteile sollen aus Europa nach China eingeflogen werden und dort soll auch die Reparatur stattfinden. Das kirgisische Fahrzeug war nicht versichert und der zerknirschte Fahrer überließ einen Sack Kartoffeln als Schadensersatz.
Da wir Morgen die chinesische Grenze passieren wollen (das geht aus versch. Gründen nur in der vollzähligen Grupppe) war es nicht möglich, zurück nach Osh zu fahren.
Unterwegs begegneten uns viele Herden mit Schafen, Kühen und Pferden. Man musste immer voll anhalten und die Tiere passieren lassen. Die Herden werden von ihren Sommerweiden auf über 3.000 m in die Talniederungen zurückgetrieben. Das war auch der Grund wieso nur noch ein paar Jurten zu sehen waren, weil die meisten schon abgebaut waren.
Ab dem Ort Sary-Tash (3.200 m) tat sich ein unbeschreibliches Panorama auf: Der Blick auf die 7.000er des Pamir-Gebirges. Davor weideten noch Tiere. Kein Fotoapparat kann diesen Zauber einfangen.
Wir sind noch ein paar km Richtung chinesische Grenze gefahren und standen dann, mit Blick auf den Pamir, in der Steppe.

km 185 (7.745) , N 39.70143° , O 73.40460°




27.09.2018, Kashgar, Xinjiang, China
Schlimmer gehts immer. Unser Grenzübertritt nach China ist zu der Zeit als ich diese Zeilen schreibe, am 28.09.2017 um 01:00 Uhr, noch nicht abgeschlossen. Wir befinden uns in einem Hotel in Kashgar und unsere Fahrzeuge sind irgendwo 100 km zurück geparkt.
Und das kam so: Nach passieren der kirgisischen Grenze kamen wir so um 11 Uhr an die chinesische Grenze. Aber die Zeit musste um 2 Stunden vorgestellt werden und so war es bereits 13:00 Uhr. Um 14:00 machten die Zöllner 2 Stunden Pause und danach, wir hatten schon x-mal die Pässe präsentiert, konnten wir erst, nachdem alle Personen und Fahrzeuge abgefertigt waren, so um 19:00 Uhr die Grenzstation verlassen.
Allerdings war diese Grenzstation nur eine Vorprüfungsstelle. Die eigentliche Einreise- und Zollabfertigung geschieht 130 km weiter. Wir sind also ohne Einreisestempel und ohne Fahrzeugdeklarierung auf wunderschöner neuer Straße bis zu dieser zweiten Grenzstation gefahren und dort erfuhren wir, dass nur die Personen die Einreisestempel bekommen. Dazu wurde extra wegen uns um 22:00 Uhr eine Abfertigungshalle aufgemacht um zu verhindern, dass wir uns illegal in China aufhalten.
Die Fahrzeuge wurden geparkt und wir, nach offizieller Einreise, in einen Bus verfrachtet, der uns nach Kashgar ins Hotel fuhr (100 km). Das dauerte dann bis 0:30 Uhr.
Dazu muss man wissen, dass die Provinz Xinjiang, wo wir uns befinden, ähnlich wie Tibet, einen Sonderstatus hat und sehr überwacht wird. Deshalb fanden auch auf der Autobahn nach Kashgar mehrere Polizeikontrollen statt.
Tonis Wohnmobil wurde ja immer noch von Mannis Servicetruck gezogen. Da ein Unglück selten allein kommt, ist auch nun der Anlasser vom Servicemobil abgeraucht. Also musste das Gespann von einem dritten Truck nach jedem Stop angezogen werden.
Morgen werden wir wieder mit dem Bus zurück zur Grenzstation gefahren, wo die Prozedur fortgesetzt wird.

km 179 (7.924)




28. + 29. 09.2018, Kashgar, Xinjiang, China
Wir hatten ja gehofft, dass es heute (28.09.) klappt. Aber wir waren an der Grenzstation 2 erst für 16:00 Uhr einbestellt und das war kein gutes Omen. Zuvor besichtigten wir ein wenig Kashgar.
Kashgar mit 600.000 Einwohnern gilt in China als Dorf (Shanghai hat 25 Millionen).
Die Daten der Fahrzeuge (Fahrgestellnummer, Motornummer, Daten aus dem Fahrzeugschein und Bilder aus allen Blickwinkeln) lagen bereits den chinesischen Behörden seit Monaten vor. Warum die heutige Freigabe scheiterte war nicht klar. Es war keine erkennbare Aktivität, außer dass wir um 20.00 Uhr wieder in den Bus nach Kashgar stiegen.
Diesmal fuhren wir ins Tian Yuan International Hotel. Diese Hotel hat 5 Sterne (auch nach europäischen Maßstäben). Neben dem Hotel war ein kleines Nudelrestaurant wo wir um 22:30 mit ein paar anderen Mitreisenden aufkreuzten. Die dort selbstgemachten Nudeln schmeckten köstlich und es gab kaltes Bier.
So vergaßen wir für eine Weile, daß wir morgen wieder zur Grenzstation 2 mussten um die Fahrzeuge (vielleicht) freizubekommen.

Es sollte heute, am 29.09. alles früher passieren und so waren wir schon um 10:15 an der Grenzstation 2 (100 km Fahrtstrecke). Wir konnten die Fahrzeuge auf dem riesigen Parkplatz (mehrere km lang) hundert Meter weiter vorfahren, aber das war auch alles. Es war keine sichtbare Aktivität, angeblich wartetenden die Zöllner auf eine Freigabe aus Peking.
Um 13:00 Uhr konnten wir die Grenzstation 2 verlassen und sollten zur Polizei, wo wir für die Fahrzeuge ein chinesisches Nummernschild, Führerscheine und Zulassungsbescheinigung erhalten sollten. Wieder, wir waren vor Ort, dauerte es drei Stunden ohne sichtbares Handeln, bis wir weiterfahren durften. Die Papiere sollte unser chinesisches Serviceteam erhalten und verteilen. Als kleine Aufmunterung gab es noch ein richtiges chinesisches Dinner mit kaltem Bier und Reis-/Hirseschnaps.
Wir hatten während der ganzen Warterei nie ein Gefühl der Unsicherheit, sondern nur, dass wir einer gigantischen Bürokratie ausgesetzt waren, wo kein Subalterner eine Entscheidung treffen kann.
Dazu kommt, wie bereits erwähnt, dass hier in der Provinz Xinjiang die Minderheit der Iguren lebt, die von den Chinesen streng überwacht werden und wir halt da mitüberwacht werden.
Die ganze Provinz Xinjiang gleicht einem besetzten Land mit Polizei- und Sicherheitskontrollen an jeder Ecke. Tankstellen sind kleine Festungen und jedes öffentliche Gebäude ist abgesichert wie eine Garnison.

km 132 (8.056) , N 39.49401° , O 76.00125°




30. 09.2018, Hotan, Xinjiang, China
Bevor wir heute losfuhren, haben wir noch unser chinesisches Nummerschild und unsere chinesischen Führerscheine bekommen. Dann ging es los und und Tanken war das nächste Problem. Man kann nicht einfach in die Tankstelle fahren da diese hoch gesichert sind. Man muss sich beim Polizeiposten davor ausweisen und wird dann vorgelassen. Dann aber wird man bedient und es gilt: nur Bares ist wahres.
Auf guter Straße wären wir schnell in Hotan gewesen, aber Mautstellen und Polizeikontrollpunkte hinderten uns sehr. Nun ist diese Jahr im Oktober in China der Teufel los. Am 1. Oktober beginnen die einwöchigen Feiern zum Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China (01.09.1949) und Mitte Oktober beginnt der XIX. Parteitag der Kommunistischen Partei (alle 5 Jahre ist Parteitag). Das heißt Ausnahmezustand in Bezug auf Sicherheit und auch, weil die einwöchigen Feiern zum Jahrestag auch Feiertage sind, im Reiseverkehr.
Die Polizeikontrollen zogen sich hin und zweimal mussten wir auch im Konvoi durch Städte geleitet werden (Polizeiauto fährt voraus). Es spielte sich ungefähr immer so ab: Die Polizisten am Schlagbaum haben wahrscheinlich noch nie Ausländer (und auch noch mit ausländischen Autos) abgefertigt und mussten dann eifrig (mit Vorgesetzten?) telefonieren. Dann trafen höherrangige Polizisten ein und nach einigen Besprechungen durften wir weiterfahren. Teils so oder mit Polizeiauto voraus. Unser chinesischer Guide erklärte das so: Wenn einem Ausländer was zustösse (noch in Tagen um den Parteitag), wäre der lokale Polizeichef seinen Posten los.
Auch in Hotan war man im Interesse unserer Sicherheit, aus unserer Sicht, übervorsichtig. Wir durften am Hotel nicht in unseren Wohnmobilen schlafen, sondern mussten Hotelzimmer benutzen. Auch Hotels sind ja bewacht und mit Sicherheitsschleuse versehen. Leider konnte Toni und Margi nicht mit ihren Wohnmobil in China mitgezogen werden, da das Wohnmobil ja nicht mehr fahrfähig war und keine chinesische Zulassung bekam.
Nach vielen Telefonaten wurde folgende Lösung gefunden: Da die Ersatzteile aus Deutschland mindesetens 10 Tage brauchen (dazu kommt die Reparaturdauer) wäre die Gruppe bereits 3.000 km weiter gewesen und es hätte viele Tage noch gebraucht, bis uns Toni wieder eingeholt hätte (fahrtechnisch nicht machbar). Auch wären die Beiden ohne Dolmetscher in Kashgar geblieben.
Nun also wird das Wohnmobil mit dem Tieflader ins 3.000 km entfernte Xining in der Provinz Qinghai gebracht. Die Ersatzteile sollen in die dortige Mercedes-Werkstatt geschickt werden und Toni und Margi fahren mit uns (Wir haben zur Zeit drei Einzelfahrer).

km 495 (8.451) , N 37° 05.879 , O 79° 54.925







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