Türkei 2013 - Teil 2
Wir haben die türkische Riviera mit ihren Bettenburgen verlassen und sind an der Küstenstrasse
nach Anamur. Wir haben ein Erdbeeranbaugebiet durchquert und sind jetzt im Bananenanbaugebiet.
Aber die ersten Erdbeeren im Jahr schmecken besser.
Die Küstenstrasse windet sich mal am Meer entlang, mal hoch hinaus über dem türkisblauen Meer.
In ein paar Jahren ist das alles Geschichte und es wird einer vierspurigen Schnellstrasse entlangehen.
Die Bauarbeiten sind schon im Gang.
Noch ist die Idylle intakt.
Wir sind in Tasucu (Campingplatz/hier waren wir bereits 2010 bei der Syrien/Jordanienreise).
(km 402/4.315)
N 36°17'50,1''
O 33°50'50,1''
Donnerstag, 11.04.2013:
Auf der Weiterfahrt nach Osten passieren wir wieder die Kizkalesi.
Kurz vor Mersin können wir auf der Autobahn weiterfahren. Dazu benötigen wir eine Art elektronisches Pickerl
das man in der Post erwerben kann. Wir haben das bei der Abfahrt in Tasucu erworben.
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Nach 350 km überquerten wir den Euphrat. Die Baracken sind ein Flüchtlingslager für Syrer.
Nach Syrien sind es von hier 25 km.
Unser heutiges Ziel war Urfa, eigentlich Sanliurfa, das ruhmreiche Urfa, heißt. Dieser Titel ist auf
die Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg durch die Franzosen zurückzuführen. Urfa wurde bereits im
Alten Testament erwähnt und ist (angeblich) der Geburtsort von Abraham, der von Moslems,
Juden und Christen verehrt wird. Alle waren in Folge hier, die Römer, die Kreuzritter, die Araber,
und die Franzosen um nur einige zu nennen.
Am Fuße der Zitadelle sind die Heiligen Teiche. Sie seien durch Einwirkung von Gott direkt
entstanden. Ebenso die darin schwimmenden Karpfen. Viele Besucher kaufen Karpfenfutter und füttern die Fische,
die wie im Schlaraffenland leben. Das Töten eines Karpfen hat sofortige Blindheit zur Folge.
Wikipedia-Eintrag Sanliurfa
Bootfahren ist aber erlaubt.
Nach dem europäisch geprägten Westen der Türkei ist hier im Osten eine religiös konservative
Atmosphäre. Sah man dort ab und zu mal Frauen mit Kopftüchern ist es hier umgekehrt. Alkoholische
Getränke sind in der Öffentlichkeit nicht vorhanden. Nicht in Gaststätten und nicht im Supermarkt.
Im Reiseführer (Stadtplan) gibt es einen Händler der Bier verkauft. Die Stadt hat 530.000 Einwohner.
Die Zitadelle mit Kreuzritterburg-Ruine.
Der Bazar sei der orientalischte der Türkei.
Die Handwerker und Händler sind nach Berufen aufgeteilt. Hier, in der Gasse der Schmiede,
geht es besonders laut und geruchsintensiv zu. Es sollen insgesamt über 1.000 Stände im Bazar sein.
Unser Quartier haben wir unmittelbar neben den Heiligen Teichen auf einen
öffentlichen Parkplatz aufgeschlagen.
(km 432/4.747)
N 37°08'55,2''
O 38°46'57,7''
Freitag, 12.04.2013:
Heute stand einer der Höhepunkte von Südostanatolien an: Nemrut Dagi (Der Götterberg).
Vor der Weiterfahrt war erst Tanken angesagt und das obligatorische Waschen. Das kostet außer einem Trinkgeld nichts.
Dafür ist der Diesel mit 1,80 Euro nicht so günstig.
Wir erreichen den Atatürk-Stausee. Im Vordergrund ein Friedhof.
Der Stausee ist Teil eines
GAP (Güneydogu Anadolu Projesi-Südostanatolien Projekt) genannten Entwicklungsprogramms das
die Stromversorgung und Bewässerung eines riesigen Gebietes im Ziel hat. Der Atatürk-Staudamm staut den Euphrat
zu einem 800 qkm großen Stausee auf.
Auf schmalen Straßen sind wir auf den Nemrut Dagi auf 2.150 m hochgefahren
Die Aussentemperatur beträgt noch 10°. Die Schieflage auf dem Parkplatz (gefühlte) 20°.
Wikipedia-Eintrag Nemrut Dagi
Nemrut Dagi. Die letzen 600 Wegmeter muss man hochlaufen.
Wir entscheiden uns zuerst auf die Ostterrasse zu gehen.
Der Nemrut Dagi ist der größte Grabhügel der Welt. König Antiochus I (69 - 34 v.Chr.)
hat ihn für sich selbst schaffen lassen.Man schätzt, dass für die Planierung des
Gipfelplateaus 200.000 cbm Fels abgetragen werden musste.
Die Köpfe gehören zu den Rümpfen im Hintergrund. Man setzt sie wegen der Erdbebengefahr nicht wieder
darauf. Der Schotterkegel ist der eigentliche Grabhügel, in dem die Grabkammer vermutet wird.
Auf der Westterrasse:
Von links: Adler, Antiochus I, Tyche, Zeus, Apollo, Herakles.
Der Feueraltar mit Löwenskulptur.
Zur Ostterrasse, die fast spiegelgleich war, mussten wir durch den letzten Schnee.
Erst ab Mai ist es schneefrei.
Auf der Ostterrasse sind zwar die Köpfe besser erhalten, aber die Rümpfe sind kaum noch vorhanden.
Der Herrscher soll gesagt haben:
"Als ich die Anlage dieses Grabmals unzerstörbar durch die Schädigungen der
Zeit in nächster Nähe der himmlischen Throne zu errichten beschloss, ...."
Hier liegt wohl der Grund, dieses Grabmal in dieser, auf einem Gipfel gelegenen Einöde zu errichten.
Mit den Schädigungen durch die Zeit hat er sich wohl geirrt, wer aber denkt schon in Jahrtausenden.
Letzer Blick auf den Nemrut Dagi beim Herunterfahren.
Den Atatürk-Stausee haben wir mit einer Fähre überquert. Im Hintergrund sieht man bereits
die Pylone eines Brückenbaus. Nachdem wir bereits bequem standen, mussten wir uns nochmals wegen
eines Lasters...
...neu einquetschen.
Je nach Wasserstand wird eine der drei Rampen des Fähranlegers benutzt.
Heute wohl die linke, da in der mittleren die Gartenwirtschaft ist.
Unser Ziel für heute war die Stadt Mardin (1.080 m hoch), die über der mesopotamischen Tiefebene liegt.
Blick von unserem Stellplatz am Strassenrand.
(km 456/5.312)
N 37°18'53,7''
O 40°45'03,4''
Samstag, 13.04.2013:
Unser Stellplatz hatte einen phantastischen Ausblick auf die mesopotamische Tiefebene.
Im Dunst lag Syrien 20 km entfernt. Ausser das natürlich der Strassenverkehr nicht schlaffördernd war,
haben wir auch um 23:30 Uhr Besuch von der Polizei bekommen, die uns fragte,
ob es irgendwelche Probleme gäbe. Dann haben sie uns eine Gute Nacht gewünscht.
Der Sesamkringel ist die Brezel der Türkei. Frisch schmeckt er auch ausgezeichnet.
Ohne Worte.
Mardin wird mit seiner Hanglage als schönste der südostanatolischen Städte bezeichnet.
Prunkvolle Gebäude (die nicht so prunkvollen habe ich nicht fotografiert)..
... und auch christliche Kirchen (syrisch-orthodox).
Es gab auch einen kleinen Markt.
Den hier produzierten Mardin-Wein haben wir vorsichtshalber nicht probiert.
Beim Wegfahren konnten wir noch das Gesamtensemble bewundern.
Südwestanatolien ist landschaftlich nicht so karg wir wir es uns vorgestellt hatten.
Hier zwischen Misyat und Hasankeyf, wo auch die Seidenstrasse verlief.
Hasankeyf. Heute am Samstag von vielen türkischen Ausflüglern bevölkert. Und das zurecht, weil
dieses Örtchen einen ganz besonderen Flair hat. Die alten Brückenstümpfe über den Tigris
aus dem 12. Jahrhundert, das Minarett, die Höhlenwohnungen und das Damoklesschwert des Untergangs
in einem geplanten Tigris-Strausee sind die Zutaten.
Einer der Brückenstümpfe ist sogar bewohnt.
Die Höhlenwohnungen Tigris-abwärts.
Diese junge Dame aus dem Irak wollte unbedingt mit uns fotografiert werden.
Picknick am Tigris.
Ohne Worte.
Wir haben die Tiefebene verlassen und sind im Hochland bei Bitlis. Bitlis liegt 1.550m hoch und
die Temperatur beträgt noch immer 12° (17 Uhr). Wie immer beim Tanken muss der Dreck weg.
Wir haben den Van-See (1.720 m) erreicht. Der Berg ist der Süphan Dagi (4.055m). Der Van-See ist siebenmal so gross wie der Bodensee und hat keinen Abfluss.
Das Wasser, das von den Gebirgsbächen einfließt verdunstet. So hat sich die Sodakonzentration im See so
erhöht, dass die Frauen das Seewasser angeblich ohne Zusatz als Waschlösung benutzn können.
Im See lebt nur eine Fischart, und die soll ziemlich grätig sein.
Das war das letzte dieser Bilder (Tiere auf der 4-spurigen Schnellstrasse) Es wären sonst Dutzende.
Unser heutiges Ziel war Akdamar, kurz vor Gevas.
Der "Campingplatz", so bezeichnet es jedenfalls der Besitzer, liegt genau
vor dem gleichnamigen Inselchen, auf der die armenische Heiligenkreuzkirche aus dem 10. Jahrhundert steht.
(km 393/5.704)
N 38°18'31,9''
O 43°01'35,6''
Sonntag, 14.03.2013:
Der Süphan Dagi scheint über dem Van-See zu schweben.
Bei diesen abenteuerlichen Installationen kann der Gardena-Wasserdieb sich voll entfalten.
Die Fresken seien erst kürzlich freigelegte worden.
Man kann sich kaum sattsehen an diesem Idyll mit den blühenden Bäumen und dem See,
umgrenzt von Schneebergen. Es hat angenehme 18 Grad und keinen Wind.
Die Reliefs behandeln Themen aus der Bibel, hier zum Beispiel David und Goliath.
Schon beim Anlegen hatten wir uns gewundert, dass so viele Leute schon da waren.
Wir mussten auch keinen Eintritt bezahlen. Es war ein Zelt und Stühle aufgebaut.
Dann kam die Trachten-Tanzgruppe und ein Schiff nach dem anderen legte an.
Die anatolischen Schönheiten posierten.
Dann kamen einige Reden und der Gouverneur der Provinz Van (der linke der drei Herren in der Bildmitte) wagte ein Tänzchen.
Wir waren in die Eröffnungszeremonie der Tourismuswoche der Provinz Van geraten.
Gut gelaunt verlassen wir die Insel...
... und picknicken nochmal am Van-See.
Unterwegs haben wir die Stadt Van passiert, die Namensgeberein des Sees und der Provinz.
Gleichzeitig war dies der entfernteste Punkt unserer Reise. Van liegt von Istanbul weiter entfernt als Wien.
München liegt von Van 3.850 km entfernt.
Auf unserer Weiterfahrt nach Dogubayazit fahren wir dicht an der iranischen Grenze
entlang. Hier sind alle paar Kilometer Grenzsicherungsanlagen. Hier sichert die Türkei die NATO-Außengrenze.
Für den Iran haben wir kein Visum.
Dogubayazit ist eine grosse Garnisonsstadt und man sieht es im Verkehr.
Der Ishak-Pascha-Palast aus dm 18. Jahrhundert ist einer der
touristischen Höhepunkte der Osttürkei. Manche bezeichnen es als das Neuschwanstein der Türkei.
Wikipedia-Eintrag Ishak-Pascha-Palast
Der Speisesaal ist der besterhaltenste Raum.
Hochzeitspaare lassen sich hier fotografieren.
Montag, 15.04.2013:
Dies war unser Übernachtungsplatz beim Murat-Restaurant unterhalb des Palastes.
Ibrahim, der Besitzer des Campingplatz in Akdamar hatte uns Murat empfohlen und uns einen
Stapel seiner Visitenkarten mitgegeben, so dass Murat ihn empfehlen kann.
(km 236/5.930)
N 39°31'14,9''
O 44°07'33,9''
Wegen des richtigen Foto-Lichts mussten wir nochmal den Berg zum Palast hochfahren.
Das Eingangstor lag gestern im Schatten.
Wir sind extra früh losgefahren (8:00 Uhr), um den Ararat (5.137m) noch ohne Wolken zu sehen.
Weil der Ararat (auf türkisch Agri Dagi) aus einer Ebene von 1.750 m hochragt,
wirkt er so beeindrucken mächtig.
Man(n) kann sich nicht sattsehen.
Wir haben den Ararat auf unserem Weg nach Kars um 90 Grad umrundet. Die ersten Wolken quellen schon auf.
Wir durchqueren das Nordostanatolische Hochland (1.700 m - 2.100 m).
Um Ani zu erreichen mussten wir bis Kars durchfahren, dann 40 km nach Osten schwenken,
bis zur armenischen Grenze. Ani , an der Seidenstrasse gelegen,war eine Stadt, die ihre Blütezeit im
10.und 11.Jahrhundert hatte (100.00 Einwohner und 1.000 Kirchen). Im 11. Jahrhundert eroberten Seldschuken
die Stadt, im 12. Jahrhundert Mongolen. 1319 verwüstete ein Erdbeben den Rest.
Die "Kathedrale" ist
eigentlicht das best- erhaltenste
Überbleibsel.
Aber auch hier ist die Kuppel eingestürzt. Interessant ist, das hier bereits Kuppeln und Gewölbe
aus Stein entstanden als in Europa noch die Romanik vorherrschte, die diese Techniken nicht (mehr) kannte.
Wikipedia-Eintrag Ani
Der Fluß Arpa Cayi umfloss in einem Canyon die Stadt und bildete eine natürliche Barriere.
Das Gebiet rechts des Flusses gehört zu Armenien.
Ein Teil der Ruinenstadt ist deshalb militärisches Sperrgebiets.
Kars ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Provinz zählt zu den ärmsten der Türkei. In den Dörfern
wird im Winter mit Kuhdung geheizt. Dies ist der Blick von der Zitadelle auf die Stadt.
Wir parken im Zentrum auf einem "Oto Parki".
Hinter dem Zaun ist Militärgelände und der Posten kann zu uns rüberschauen.
(km 285/6.215)
N 40°39'20,1''
O 43°05'55,5''
Dienstag, 16.04.2013:
Wir verlassen Kars am Viehmarkt vorbei.
Auf unserem Weg zur Schwarzmeerküste müssen wir diesen Pass überqueren...
... und kommen in die türkischen "Alpen". Jedenfalls sieht die Landschaft so aus.
Durch ein enges romantisches Flußtal fahren wir immer weiter hinunter Richtung Küste.
Erdrutsche sind an der Tagesordnung.
Wenige km weiter hat der Artvin- Stauseee diese Landschaft unter sich begraben.
Kurz vor Artvin schlängeln wir uns auf 200 m hinunter.
Von dem letzten Gebirgszug vor der Küste erblicken wir nicht das Schwarze Meer, sondern Wolken.
Im Vordergrund sind die ersten Teeplantagen zu sehen.
Hier, an der östlichen Schwarzmeeküste (Georgien ist nicht weit entfernt),
ist das Zentrum des türkischen Teeanbaus.
Bei Hopa haben wir die Küste erreicht. Das Wetter ist scheußlich: 11 Grad und ein
strammer Wind.
Wir haben uns deshalb entschlossen, direkt zu dem
Highlight dieser Küste, dem Kloster Sumela, durchzufahren.
Die Küstenstrasse über Rize (Geburtsort von Ministerpräsident Erdogan) nach Trabzon (170 km)
ist eine vierspurige superausgebaute Autobahn.
Unser Quartier haben wir in Macka, 27 km südlich von Trabzon, bezogen.
(km 457/6.673)
N 40°47'04,3''
O 39°36'50,2''
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